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Schützt das Genussmittel Kaffee vor Prostatakrebs?

Mit rund 1,3 Millionen Fällen im Jahr 2018 ist das Prostatakarzinom global die zweithäufigste Krebsart bei Männern und die vierthäufigste überhaupt. Eine neue Studie untersuchte bei Männern einen möglichen Zusammenhang zwischen dem bösartigen Tumor und dem Kaffeekonsum.

Prostatakrebs bei Männern:

In unseren Breitengraden ist Prostatakrebs die häufigste Krebserkrankung bei Männern und die zweithäufigste Tumorerkrankung mit tödlichem Verlauf, denn es erkranken pro Jahr ungefähr 60.000 Männer am bösartigen Tumor. Das durchschnittliche Alter der bösartigen Wucherung in der Vorsteherdrüse (d.h. Prostata) liegt bei 70 Jahren, wobei das Karzinom vor dem 50. Lebensjahr nur selten auftreten kann.  Als Teil der männlichen Fortpflanzungsorgane ist die Hauptaufgabe der Prostata, ein Sekret zu bilden, welches der Samenflüssigkeit beim Samenerguss beigemischt wird. Das Enzym prostataspezifische Antigen (kurz: PSA) ist Teil dieses Sekrets und verdünnt die Samenflüssigkeit. 

Ein gefährlicher Faktor vom Karzinom ist, dass zu Beginn meistens keine Symptome erkennbar sind und in weiterer Folge unspezifische Beschwerden wie Schmerzen beim Urinieren oder Blut im Urin verspürt werden können. 

Hat Kaffee eine antioxidative Wirkung?

Neben dem Alkaloid Koffein enthält das Genussmittel Kaffee mehrere andere Substanzen, unter anderem auch welche mit antientzündlichen und antioxidativen Wirkungen. Auch in Obst und Gemüse sind sogenannte Antioxidantien (d.h. Radikalfänger) wiederzufinden. 

Bereits in der Vergangenheit haben Studien die günstige Wirkung von Kaffee auf den menschlichen Stoffwechsel untersucht. Neben antioxidativen Wirkungen könnte Kaffee zusätzlich einen positiven Effekt auf den Blutzuckerspiegel besitzen, denn das Genussmittel senkt die Insulinkonzentration und den „Insulin-like growth factor 1 (Kurz: IGF-1)“, der aktuell als Wachstumsfaktor bei der Karzinogenese im Diskurs steht. 

Schwankende Ergebnisse:

Bereits vor 10 Jahren kamen Epidemiologien der Harvard School of Public Health zum Ergebnis, dass Männer, welche pro Tag 6 oder mehr Tassen zu sich nehmen im Vergleich zu Männern, die keinen Kaffee trinken, das Erkrankungsrisiko um 18% verringert haben. Im Gegensatz dazu gab es auch andere Untersuchungen, die den Konsum von Kaffee sogar mit einem erhöhten Erkrankungsrisiko in Verbindung setzen konnten. Eine 2020 publizierte Metastudie der Medizinischen Universität in Shenyang (China) hat nun die Daten aus insgesamt 16 Kohortenstudien (darunter auch die Harvard-Studie) untersucht. Dabei wurden 1.081.586 Männer, von denen 57.732 an Prostatakarzinom erkrankt sind, ausgewertet. 

Kriterien für die Studien waren wie folgt:

  • Die Studie sollte ein Longitudinaldesign oder ein Fall-Kontroll-Design verwenden, das in einer Kohortenstudie verschachtelt ist.
  • Der Kaffeekonsum wurden durch selbst gemeldete Ernährungsberichte oder Ernährungstagebücher zu den Aufnahmemengen oder Frequenzmessungen ermittelt. 
  • In der Studie sollte das Prostatakarzinom als Ergebnis des Interesses angegeben werden. Prostatakrebs wurde in der Untersuchung durch klinische Diagnose, ärztliche Diagnose, Krankenakten oder Selbstberichte definiert.
  • Die Studie sollte Risikoverhältnis-Schätzungen mit Konfidenzintervallen (Kurz: KI) oder Standardfehlern für den Zusammenhang des Konsums von Kaffee mit dem Risiko für Prostatakrebs liefern. Der KI gibt den Bereich an, der mit einer bestimmten Wahrscheinlichkeit den Parameter einer Verteilung eine Zufallsvariable einschließt. Falls mehr als eine Studie in derselben Population durchgeführt wurde, wurden die Berichte mit weniger zutreffenden Informationen ausgeschlossen.

Dabei schwankten die Studienergebnisse von einem Fall des Erkrankungsrisikos um 53% bis zum Anstieg von 42%. In der Meta-Studie wurde eine leicht protektive Wirkung festgestellt. Demnach könnten Männer, die häufiger zu Kaffeekonsum neigen, bis zu 9% weniger an Prostatakrebs erkranken. Aufgrund der Uneinheitlichkeit in den Studien ist dieses Resultat jedoch mit Vorsicht zu deuten. 

Lineare Dosis-Wirkungsbeziehung:

Eine lineare Gabe-Wirkungsbeziehung kann dieser epidemiologischen Untersuchung nach jedoch nachgewiesen werden. Demnach könnte das Risiko einer Prostatakrebs-Erkrankung mit jeder täglichen Tasse Kaffee um rund 1% gesenkt werden. Auch Leber-, Darm- und Brustkrebs kommen laut Studie seltener vor als bei Nichtkaffeetrinkern. Durch die insgesamt geringe Risikosenkung sind Kaffeetrinker grundsätzlich nicht vor einer Krebserkrankung geschützt.

Konklusion:

Die Meta-Studie suggeriert, dass ein erhöhter Kaffeekonsum möglicherweise mit einer Risikoreduktion für Prostatakrebs in Verbindung steht. Weitere Untersuchungen sind in jedem Fall notwendig, um einen eindeutigen kausalen Zusammenhang zu konkludieren. Falls diese Annahme in weiterer Folge bewiesen wird, wäre diese Feststellung für viele Männer eine starke Ermutigung zum Konsum von Kaffee, um das Risiko eines Prostatakarzinoms zu senken.