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Risiko auf Autoimmunerkrankung durch Neurodermitis erhöht

Während in den 1960er-Jahren lediglich 2 bis 3 Prozent der Kinder von einer Hautkrankheit betroffen waren, leiden heutzutage schon zwischen 10 und 15 Prozent der Jugendlichen unter Neurodermitis. Die Dermatose kann die Anfälligkeit auf Allergien erhöhen, ob es jedoch einen Zusammenhang mit Autoimmunerkrankungen gibt, hat nun eine aktuelle Studie aus Schweden untersucht.

 

Neurodermitis definiert:

Neurodermitis, auch atopische Dermatitis genannt, ist eine chronische bzw. chronisch-rezidivierende (d.h. schubartig wiederkehrende) vererbbare Hautkrankheit. Die entzündliche Dermatitis tritt öfter schon im frühen Kindesalter auf. Dabei sind starker Juckreiz, trockene Haut und/oder Ekzeme (d.h. entzündliche Hautveränderungen) die häufigsten Symptome. Während die genaue Ursache noch unbekannt ist, können mehrere Faktoren für der Bildung der Krankheit verantwortlich sein – unter anderem auch eine gestörte Hautbarriere oder Vererbung. Die Schübe werden meistens durch bestimmte Faktoren (d.h. Trigger) wie spezifische Nahrungsmittel oder Witterungsbedingungen ausgelöst. Die Symptome können stark variieren – während bei manchen Patienten die Hauterkrankung einen milden Verlauf annimmt, können Andere unter starken Beschwerden leiden. 

Neurodermitis kann durch verschiedene Wirkstoffe wie Kortison und Tacrolimus, oder bei schweren Formen mit Ciclosporin, medikamentös behandelt werden. Die im Oktober 2020 publizierte Studie untersuchte dabei eine Assoziation zwischen Neurodermitis und einer Autoimmunerkrankung bei der schwedischen Population.

 

Was ist eine Autoimmunerkrankung?

Bei einer Autoimmunerkrankung greifen die körpereigenen Abwehrmechanismen durch eine „falsche“ Differenzierung der Körperzellen das eigene Gewebe an. Diese gestörte Toleranz des Immunsystems kann sich entweder auf ein bestimmtes Organ beschränken oder mehrere Organsysteme befallen. Auch hier sind die Ursachen noch unklar, wobei Infektionen oder Schwangerschaft einen Einfluss auf die Entstehung haben könnten. Falls durch einen Nachweis von Autoantikörpern (d.h. Antikörper, die ein körpereigenes Antigen binden) die Erkrankung diagnostiziert wird, können sogenannte Immunsuppressiva eingesetzt werden. Solche Substanzen vermindern die Funktionen des Immunsystems. 

Die im British Journal of Dermatology veröffentlichte Untersuchung identifizierte Autoimmunerkrankungen bei die den Patienten durch die Verwendung von ICD-Codes (d.h. International Classification of Diseases). Internationale Klassifikation der Krankheiten ist ein von der WHO herausgegebenes, weltweit anerkanntes Klassifikationssystem für medizinische Diagnosen.

 

Schwedisches Studiendesign:

Für diese Fall-Kontroll-Studie wurden schwedische nationale Gesundheitsregister verwendet, wobei der Bevölkerungsteil ab 15 Jahren im Zeitraum von 1968 bis 2016 als Referenz herangenommen wurde. Die Fälle wurden nach Geschlecht und Alter abgeglichen. Dabei wurden bei 104.832 Patienten, bei welchen eine atopische Dermatitis entweder in einer Klinik oder vom Facharzt diagnostiziert wurde, jeweils 10 durch Zufall ausgewählte Menschen mit demselben Alter und Geschlecht gegenübergestellt und untersucht.

 

Resultate:

Die Resultate zeigten, dass die Patienten mit Neurodermitis im Durchschnitt doppelt so häufig an einer Autoimmunerkrankung litten. Das Quotenverhältnis, also die Stärke des Zusammenhangs dieser zwei Merkmale, war mit einem berechneten Wert von 1,97 statistisch signifikant. Am stärksten ausgeprägte Verknüpfungen wurden bei Patienten mit mehreren Autoimmunerkrankungen der Haut verzeichnet. Dabei erkrankten die Neurodermitiker bis zu zehn Mal häufiger an einer Dermatitis herpetiformis (d.h. blasenbildende Autoimmundermatose) und zeigten eine fünffache Risikoerhöhung auf Alopecia areata (d.h. Haarausfall) und chronische Urtikaria (d.h. Nesselsucht). 

Zusätzlich erkrankten Patienten mit Neurodermitis häufiger an Magen-Darm-Erkrankungen mit Autoimmunerkrankungen wie Zöliakie (d.h. durch Glutenunverträglichkeit verursachte Dünndarm-Erkrankung), Morbus Crohn (d.h. chronische Darmentzündung) oder Colitis ulcerosa (d.h. Darmerkrankung des Enddarms). Auch Bindegewebserkrankungen wie rheumatoide Arthritis (d.h. Erkrankung der Gelenke) sind bei den untersuchten Personen häufiger vermerkt worden. 

Insgesamt waren diese Verknüpfungen bei Männern etwas stärker ausgeprägt als bei Frauen. Jedoch war diese geschlechtsspezifische Assoziation nur für die Gelenkserkrankung und Dünndarm-Erkrankung signifikant.

 

Konklusion:

Diese bevölkerungsbasierende Studie zeigte einen signifikanten Zusammenhang zwischen Neurodermitis und einem erhöhten Risiko auf Autoimmunerkrankungen. Im Vergleich zu nur einer Autoimmunerkrankung, verzeichnen Patienten mit mehreren Autoimmunerkrankungen eine stärkere Verknüpfung mit Neurodermitis. Dadurch bietet diese Untersuchung neue signifikante Einblicke im Bezug zur Hautkrankheit Neurodermitis.