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Depression

Therapie

Schweregrade

Unterschiedliche Ausprägung und Symptomatik einer Depression verlangt nach entsprechenden Behandlungsmaßnahmen.

 

Leichte Depression

Eine ambulante Behandlung wie z.B. Gesprächs- oder andere Psychotherapien sind normalerweise ausreichend und führen zu guten Erfolgen. Eine speziell für Depressionen entwickelte Psychotherapie ist z.B. die kognitive Verhaltenstherapie. Bei der Behandlung steht das soziale Umfeld des Betroffenen im Vordergrund (Familie, Freunde, Arbeitskollegen). Individuell zu entscheiden ist der Einsatz von antidepressiven Medikamenten.

 

Mittelschwere Depression

Hier kommt eine Psychotherapie kombiniert mit Medikamenten oder auch alleine zur Anwendung. Behandelt wird durch einen Psychiater oder Psychotherapeuten, deren Zusammenarbeit mit dem Hausarzt enorm wichtig ist.

 

Schwere Depression

Eine stationäre Behandlung ist bei schweren Depressionen unbedingt notwendig, insbesondere, wenn Suizidgefahr besteht. Medikamente werden mit psychotherapeutischen Strategien kombiniert. Durch die stationäre Aufnahme ist es möglich, den Patienten eine fixe Tagesstruktur zu bieten. Es gibt festgesetzte Termine für Gruppengespräche, Bewegungs- und Ergotherapie, welche helfen dem Alltagsgrau zu entfliehen. Die stimmungsaufhellende Wirkungvon Bewegung wird sich zu Nutze gemacht.

 

Medikamente

Mögliche Arzneien zur Therapie einer Depression:

  • SSRI (Selektive Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer) verstärken die Wirkung körpereigenen Serotonins
  • NARI (Selektive Noradrenalin-Wiederaufnahme-Hemmer) verstärken die Wirkung körpereigenen Noradrenalins
  • SSNRI (Selektive Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahme-Hemmer)
  • Trizyklische Antidepressiva verstärken die Wirkung von körpereigenem Serotonin und Noradrenalin
  • MAO (Monoamino-Oxidase)-Hemmer verlangsamen den Abbau von Serotonin und Noradrenalin im Gehirn
  • Alpha-2-Rezeptor Antagonisten
  • Selektive Noradrenalin-Dopamin-Wiederaufnahme-Hemmer
  • Melatonin-Rezeptor Antagonisten
  • Lithiumhaltige Medikamente

Weitere Therapiemöglichkeiten sind Lichttherapie (bei Winterdepression) oder Wachtherapie (Schlafentzugsbehandlung), wobei Betroffene die 2. Nachthälfte wach bleiben müssen und erst am Abend darauf wieder schlafen dürfen.

Viele Patienten erfahren dadurch eine Stimmungsaufhellung und ihr Schlaf-Wach-Rhythmus normalisiert sich wieder. Obwohl die Wirkung nur 1-2 Tage anhält, schöpfen Betroffene dadurch oft Mut.

Präparate aus Johanniskraut kommen in der Therapie von Depressionen ebenfalls häufig vor. Ihre Wirkung bezieht sich auf die Botenstoffe im Gehirn, ebenso wie übliche Medikamente. Ihr Behandlungserfolg beschränkt sich jedoch nur auf leichte Depressionen. Des Weiteren ist die Dosierung problematisch, da die Wirkstoffkonzentration der Extrakte stark schwankt. Darüber hinaus ist noch nicht bekannt, welcher Inhaltsstoff für den positiven Effekt verantwortlich ist. Präparate enthalten stets eine hohe Konzentration an Substanzen, da sie sonst nicht wirken würden.

Auch wenn Johanniskraut frei erhältlich ist, sollte die Einnahme vorher mit einem Arzt besprochen werden, da es zu Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten kommen kann.

Prognose

In den meisten Fällen können Depressionen mit einer adäquaten Behandlung unter Kontrolle gebracht werden. Depressive Episoden werden durchbrochen oder zum abklingen gebracht. Unbehandelt jedoch können sie über Monate oder Jahre hinweg anhalten.

Nicht außer Acht zu lassen ist das Risiko eines Rückfalls. Selten nehmen Depressionen sogar einen chronischen Verlauf. Eine Langzeitbehandlung erweist sich aus diesem Grund oft als sinnvoll um Rückfällen vorzubeugen.

Da schwere Depressionen oft mit zum Teil erfolgreichen Suizidversuchen einhergehen, ist eine Behandlung so früh als möglich anzuraten.

Vorbeugen

Wer an wiederkehrenden depressiven Episoden leidet, kann das Rückfallrisiko durch Medikamente deutlich absenken. Zu diesem Zweck sollten Antidepressiva über zumindest 2 Jahre hinweg eingenommen werden, man spricht von einer Erhaltungstherapie. Besonders bei älteren Betroffenen hat sich eine Kombination aus Medikamenten und Psychotherapie bewährt.

Mit dem Arzt werden zusätzlich Kontrolltermine vereinbart, um Krankheit sowie Behandlungserfolg beobachten zu können. Ein drohender Rückfall kann so schneller erkannt und auf eventuelle Nebenwirkungen von Medikamenten regiert werden.

Lithium-haltige Arzneien werden insbesondere bei manisch-depressiven Erkrankungen eingesetzt, um Depressionen vorzubeugen.

Langzeittherapien sind immer sinnvoll, sobald mehrere (auch lebensbedrohliche) depressive Episoden durchlebt wurden.

Tipps

Tipps für Angehörige

Wenn Sie jemanden kennen, der an Depressionen leidet, haben Sie sicher auffallende Veränderungen bemerkt. Aktive und lebensfrohe Menschen beklagen sich plötzlich, leiden an Schuldgefühlen und empfinden Hoffnungslosigkeit. Das sollte Sie nicht verunsichern und ebenfalls nicht dazu verleiten, dieser Person durch gutes Zureden aufzumuntern zu versuchen.

Bei Angehörigen und Freunden machen sich schnell Schuldgefühle bemerkbar, da sie sich machtlos fühlen. Bei längerdauernden Depressionen kommen Überlastung und Erschöpfung hinzu, da sie viele Aufgaben des Betroffenen übernehmen müssen.

 

Akzeptieren Sie Depressionen als Krankheit

Es handelt sich meist um eine schwerwiegende Erkrankung, die Stimmung, Schlaf und Antrieb negativ beeinflusst. Es ist keineswegs Anzeichen eines schwachen Charakters.

 

Suchen Sie ärztliche Unterstützung

Wie bei jeder schweren Erkrankung sollte so rasch als möglich ein Arzt hinzugezogen werden, wenn eine Depression vermutet wird. Ergreifen Sie die Initiative und vereinbaren einen Arzttermin, da viele Betroffene selbst keinen Grund dafür sehen oder nicht dazu in der Lage sind. Sie empfinden eher eigenes Versagen und Schwäche für ihr Empfinden verantwortlich. Deshalb können Angehörige oft eng mit dem Arzt gegen die Depression zusammenarbeiten.

 

Haben Sie Geduld

Depressive Menschen beklagen sich häufig, verzweifeln, ziehen sich daraufhin wieder zurück und sind abweisend. Auch ihre Libido lässt nach und sie gehen weniger auf die sexuellen Bedürfnisse des Partners ein. Zeigen Sie in diesen Momenten Geduld, versichern Sie ihrem Gegenüber, dass Depressionen eine Krankheit und gut behandelbar sind.

Vermeiden Sie es, Betroffene davon zu überzeugen, dass ihre Schuldgefühle übertrieben sind. Vermeiden Sie Streit darüber, ob es eine Rechtfertigung für die negativen Gefühle gibt, oder nicht. Depressive Personen übertreiben ihre Gefühle nicht, tun sie diese nicht als psychisch bedingt ab. Ziehen Sie sich nicht zurück, auch wenn sich ihr Gegenüber ablehnend gibt.

 

Überfordern Sie sich nicht

Eine lang anhaltende Depression von Angehörigen ist für Sie vermutlich sehr anstrengend. Vergessen Sie deshalb nicht auf sich selbst und Ihre Bedürfnisse nach Ruhe. Pflegen Sie auch Ihren Freundes- und Bekanntenkreis, gönnen Sie sich öfter mal etwas Gutes.

Oft hilft es, ein Helfernetzwerk aufzubauen. Versuchen Sie nicht, sich gänzlich verantwortlich zu fühlen und aufzuopfern.

 

Sparsam mit Ratschlägen

Sie sind gut gemeint, bei Depressionen aber ein heikles Thema. Mit Ratschlägen sollte sorgsam und mit Bedacht umgegangen werden. Empfehlungen wie z.B. für ein paar Tage zu verreisen können die betroffene Person tiefer in die Depression stürzen, da sie in einer fremden Umgebung stärker erlebt wird.

Auch ein „Reiß dich zusammen.“ sollten Sie sich verkneifen. Damit würden Sie etwas verlangen, was ihr Gegenüber einfach nicht erfüllen kann, wodurch sich deren Schuldgefühle nur intensivieren. Unterstützen Sie ihren Angehörigen stattdessen, sobald er Initiative zeigt.

 

Keine weitreichenden Entscheidungen

Vergessen Sie nicht, dass Depressive Personen Tatsachen oft verzerrt sehen und sich anders entscheiden, als sie es als gesunder tun würden.

Behalten Sie diese Tatsache für Situationen im Hinterkopf, die sich auf private oder berufliche Zukunft auswirken.