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Morbus Crohn (chronische Darmentzündung)

Therapie

Der Großteil der Patienten, die unter leichtem oder mittelschwerem Morbus Crohn leiden, können ambulant behandelt werden. In manchen Fällen ist ein Krankenhausaufenthalt jedoch nicht vermeidbar.

Einige Laborwerte können bei der Wahl der Therapie helfen. So gibt der CRP-Wert zum Beispiel Aufschluss über den Krankheitsverlauf. Anhand dieses Wertes kann man auch das Rückfallrisiko beurteilen. Liegt ein Entzündungsprozess im Körper vor, erhöht sich die Menge des C-reaktiven Proteins (CRP) im Blut. Zusätzlich werden Anzahl und Beschaffenheit der roten Blutkörperchen (Erythrozyten) ermitteln, um eine eventuelle Blutarmut (Anämie) zu ermitteln.

Die Therapie eines akuten Krankheitsschubes wird in drei Stufen unterteilt, abhängig von dem Schweregrad des Schubes:

Geringe Aktivität:

Als erste Wahl gilt die lokale Therapie mit dem Kortikosteroid (Kortison) Budesonid (pro Tag als Einmalgabe oder über den Tag verteilt drei Einzeldosen).

Hat der Betroffene keinerlei Beschwerden außerhalb des Verdauungstraktes (extraintestinale Manifestation), kann mitunter eine Ernährungstherapie oder eine symptomatische Therapie (wie etwa mit Mitteln gegen Schmerzen, Krämpfe und den Durchfall) genügen.

Mäßige Aktivität:

Hierbei werden meistens Budesonid oder systemisch (im gesamten Körper wirksam) Kortisonpräparate angewendet. Manchmal kann auch eine Ernährungstherapie helfen. Außerdem werden Antibiotika gegeben, wenn es sich eventuell um eine bakterielle Infektion handeln kann.

Hohe Aktivität: In diesem Fall werden meistens Kortisonpräparate und eventuell weitere Medikamente, die zu einer Unterdrückung des Immunsystems (wie etwa Azathioprin) gegeben. Erzielen diese Medikamente nicht die gewünschte Wirkung und ist eine Operation nicht möglich, besteht noch die Möglichkeit Antikörper gegen Entzündungsfaktoren (TNF-Antikörper) zu verabreichen.

Therapie in der Ruhephase (Remissionserhalt):

Bei einem Großteil der Patienten kommt es zu einem Wechsel zwischen Krankheitsschüben und beschwerdefreier Zeit (Remissionsphase). Eine Behandlung während dieser beschwerdefreien Zeit ist nicht zwingend nötig. Individuelle Faktoren, wie etwa der Krankheitsverlauf, entscheiden darüber, ob, wie lange und welche Medikamente bei einer solchen Remissionserhaltenden Therapie eingesetzt werden.

Medikamente:

Da die Gründe für die Erkrankung oft nicht bekannt sind, kann lediglich die Entzündung bekämpft und die Beschwerden gelindert werden. Mithilfe von Medikamenten kann auch ein möglicher Rückfall über einen gewissen Zeitraum hinweg unterbunden werden.

Folgende Medikamente kommen bei Morbus Crohn zum Einsatz:

  • 5-ASA: Mesalazin oder Sulfasalazin entwickeln ihre Wirkung gezielt entweder im Dünndarm oder aber erst im Dickdarm. Diese Mittel zeigen bei Morbus Crohn eine geringere Wirkung als bei Colitis ulcerosa, weshalb sie nur bei leichtem Krankheitsverlauf gegeben werden.
  • Kortisonpräparate: Das körpereigene Hormon Kortison hat eine entzündungshemmende Wirkung und dämmt die Aktivität des Immunsystems ein. Chemisch synthetisierte Kortisonpräparate spiele eine wichtige Rolle während eines akuten Morbus Crohn- Schubs. Handelt es sich lediglich um milde oder mäßige Beschwerden, oder befindet sich der Entzündungsherd im unteren Teil des Dickdarms, wirken diese Präparate direkt vor Ort (als Zäpfchen oder Einlaufpräparate). So kommt es zu weniger Nebenwirkungen. Bei stärkeren Beschwerden werden Tabletten bevorzugt, deren Wirkstoff sich im ganzen Körper verteilt (systemisch).
  • Antibiotika: Antibiotika, wie etwa Metronidazol oder Ciprofloxacin, kommen vor allem dann zum Einsatz, wenn es sich um eine bakterielle Infektion, zusätzlich zur Darmentzündung, handelt oder diese zu entstehen droht. Die Therapie wird hauptsächlich bei Fisteln angewendet. Als Fisteln bezeichnet man neu entstandene Verbindungen zwischen Darm und dem umliegendem Gewebe oder Organen. Die Gefahr dieser Fisteln besteht darin, dass sie Infektionen durch Darmbakterien außerhalb des Darms auslösen können.
  • Mittel, die das Immunsystem drosseln (Immunsuppressiva): Kommen bei schweren Verläufen von Morbus Crohn zum Einsatz. Erzielen Kortisonpräparate nicht die gewünschte Wirkung, treten zu starke Nebenwirkungen auf, oder dürfen sie aus einem anderen Grund nicht eingenommen werden, greift man zu Immunsuppressiva. Sehr oft handelt es sich um den Wirkstoff Azathioprin.
  • TNF- Antikörper: Bei sehr schwerem Krankheitsverlauf kommt man auf entzündungshemmende Medikamente mit den Wirkstoffen Infliximab oder Adalimumab zurück (TNF- Antikörper). Das Wirkprinzip dieser Stoffe ist, dass sie Botenstoffe (Zytokine) zwischen den Entzündungszellen binden und somit eine Ausbreitung der Entzündungsreaktion verhindern.

Operativer Eingriff:

Rund 70 Prozent der Betroffenen bleibt eine Operation innerhalb der ersten fünfzehn Krankheitsjahre nicht erspart. Dies kann auch trotz medikamentöser Therapie der Fall sein. Oftmals können auch wiederholte Operationen möglich sein. Während einer Operation kommt es zu folgenden Eingriffen:

  • Der Chirurg dehnt verengte Stellen im Darm mithilfe eines Ballons auf.
  • Fisteln werden verschlossen und Abszesse aufgeschnitten.
  • Darmabschnitte, die schon stark von Entzündungsherden befallen sind, werden entfernt. Zu diesem Eingriff kommt es erst, wenn bereits schwere Komplikationen vorliegen, wie etwa Darmdurchbruch, Bauchfellentzündung oder Darmverschluss.

Richtige Ernährung:

Die richtige Ernährung spielt bei Morbus Crohn Patienten eine wichtige Rolle, wenn auch keine allgemeinen Richtlinien dafür bestehen. Am besten sollte eine Beratung durch den Arzt erfolgen, wie ein Mangel an Vitaminen, Eiweiß, Eisen oder Nährstoffen vermieden werden kann. Während eines akuten Schubes verschafft eine ballaststoffreiche Kost (Astronautennahrung) oftmals Linderung. Patienten, die unter besonders starken Schüben leiden, erhalten eine Ernährung über den Tropf um eine Entlastung des gereizten Darms zu bewirken.

Was man selbst tun kann:

Wenn man bereits an Morbus Crohn erkrankt ist, sollte man auf jedes Zeichen, das auf eine Verschlechterung hindeuten könnte, achten. Blut im Stuhl, neue oder andersartige Schmerzen, sowie unerklärliches Fieber können solche Anzeichen sein.

Während eines akuten Morbus Crohn Schubs sollte dem Körper unbedingt ausreichend Ruhe gegönnt werden. Zwischen den Schüben kann die normale Arbeit erledigt werden.

Bei der Ernährung gibt es zwar keine Einschränkungen. Es sollte aber darauf geachtet werden, dass keine Mangelerscheinungen aufgrund des angegriffenen Darms auftreten. Dies lässt sich mit einer gesunden Kost erreichen.

Bestehen Unverträglichkeiten gegen bestimmte Lebensmittel, sollten diese vermieden werden. Etwa 30 Prozent der Patienten vertragen keinen Milchzucker (Laktose- Unverträglichkeit). Ist dies der Fall, sollten Milch- und Milchprodukte vom Speiseplan gestrichen werden. Andere Morbus Crohn- Patienten leider unter einer Fruktoseintoleranz und müssen somit auf Fruchtzucker verzichten.

Prognose

Die Prognose ist hauptsächlich von dem Ausmaß der Erkrankung abhängig. Morbus Crohn zählt zu den nicht heilbaren Erkrankungen. Dennoch lassen sich die Beschwerden durch die entsprechende Therapie lindern. Außerdem können oft Phasen eintreten, in denen der Betroffene komplett beschwerdefrei ist.

Eine genau Selbstbeobachtung seitens des Patienten und regelmäßige Kontrolluntersuchungen sind unerlässlich um Anzeichen eines neuen Krankheitsschubs, sowie eventuelle Komplikationen zu erkennen und zu behandeln. Außerdem sollte der Magen-Darm-Trakt regelmäßig auf bösartige Wucherungen hin untersucht werden.

Erfolgt eine richtige Therapie, haben Morbus Crohn Patienten oftmals die gleiche Lebenserwartung wie gesunde Menschen. Hierbei ist es jedoch wichtig, dass man sich zur Therapieeinstellung an einen Spezialisten wendet.

Vorbeugen

Da der Auslöser für Morbus Crohn immer noch nicht bekannt ist, kann man nicht sagen, wie man der Erkrankung am besten vorbeugen kann. Als gesicherte Risikofaktoren, die man selbst gut vermeiden kann, gelten Rauchen und psychosozialer Stress.

Eine gesunde Lebensweise, mit ausreichend Schlaf, regelmäßige Bewegung und einer gesunden Ernährung kann sich ebenfalls positiv auf die beschwerdefreien Intervalle auswirken.