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Multiple Sklerose (MS)

Therapie

Bislang kennt man keine eindeutige Therapie, die eine Heilung der MS verspricht. Dasselbe gilt jedoch auch für viele andere chronische Erkrankungen, wie etwa Diabetes oder Bluthochdruck (Hypertonie). Man kann nur anhand von Medikamenten und anderen Therapien versuchen den Verlauf der Erkrankung günstig zu beeinflussen, die Beschwerden zu linden und das Fortschreiten der Erkrankung zu verlangsamen.

Die Therapie von MS hat folgende Ziele:

  • Die Beschwerden, die durch einen Schub hervorgerufen werden, sollen sich wenn möglich vollständig wieder zurückbilden.
  • Weitere Schübe sollen verhindert werden.
  • Bleibende Behinderungen sollen vermieden werden.
  • Kommt es dennoch zu bestehenden Behinderungen, sollen sich diese zumindest nicht verschlechtern.

Um diese Ziele zu erreichen, kann man zwischen folgenden Therapiemöglichkeiten auswählen:

  • Medikamente
  • Krankengymnastik (Physiotherapie)
  • Aktivierungs- und Beschäftigungstherapie (Ergotherapie oder Psychotherapie)

Die einzelnen Therapien zeigen jedoch eine unterschiedlich gute Wirkung. Bei manchen Therapien ist die Wirkung noch umstritten. Zu diesen zählen vor allem Akupunktur, Bachblütentherapie, Meditationstechniken, Craniosakrale- Therapie, Hypnose oder Entspannungsübungen.

Bei der MS- Therapie mittels Medikamenten, kann man zwischen drei Therapieansätzen unterscheiden:

  • Therapie des akuten Schubs: Kortison über die Vene. Handelt es sich um einen akuten Schub kommt Blutwäsche (Plasmapherese) oder Mitoxantron (zytotoxisches Antibiotikum, hemmt die Zellteilung und das Zellwachstum) zum Einsatz.
  • Symptomatische Therapie: Behandlung unspezifischer Beschwerden, wie etwa Spastik, Schmerzen, Depressionen, Blasen- oder Darmentleerungsstörungen. Je nach Art der Symptome gibt es unterschiedliche Präparate.
  • Langzeittherapie: Einsatz von immunmodulatorischen oder immunsuppressiven Präparaten. Sie führen zu einer Veränderung oder Unterdrückung des Immunsystems (z.B. Interferone beta 1-a und beta 1-b, Glatiramer- Azetat, Azathioprin, Mitoxantron, intravenöse Immunglobuline). Die Behandlung erfolgt in Stufen. Diese Therapie wird vor allem bei einem schubhaften Verlauf der Erkrankung eingesetzt.

 

Prognose

Aus neuesten Studien geht hervor, dass sich die Prognosen von MS- Patienten gebessert haben. Durchschnittlich vergehen etwa 20 bis 29 Jahre bis es einem Patienten nicht mehr möglich ist hundert Meter ohne Gehhilfe zu gehen. Früher zeigte sich diese Unfähigkeit bereits schon noch etwa 15 Jahren. Die bessere Prognose ist vor allem auf die verbesserten Therapiemöglichkeiten zurückzuführen.

Generell gestalte sich die Vorhersage des Krankheitsverlaufes sehr schwierig. Man kann jedoch sagen, dass die ersten zwei bis drei Jahre nach gestellter Diagnose eine große Rolle spielen. Menschen, die in der Anfangsphase viele Schübe mit ausgeprägten Beschwerden durchlitten haben, haben auf längere Zeit gesehen meistens einen schwereren Krankheitsverlauf als Patienten, bei denen zwischen den Schüben mehrer Jahre vergehen bis ein neuer Schub auftritt.

In manchen Fällen kann es auch vorkommen, dass sich bleibende Beschwerden wieder zurückbilden. In solch einem Fall spricht man von Remission. Bei einer schubförmigen MS kommt es innerhalb der ersten Jahre häufig zu einer Remission (sekundär progrediente MS). Inzwischen kann man anhand folgender Faktoren auf einen günstigen oder ungünstigen Krankheitsverlauf schließen:

Anhaltspunkte für einen günstigen MS- Verlauf:

  • Weibliches Geschlecht
  • Erkrankungsalter unter 40 Jahren
  • Krankheitsbeginn mit nur einem Symptom
  • Beginn mit einer Optikusneuritis oder mit sensiblen Symptomen (beispielsweise Gefühlsstörungen)
  • Vollständige Regeneration nach dem ersten Schub
  • Rein schubhafter Verlauf
  • Zunächst unauffälliges MRT
  • Großes Abstand zwischen dem ersten und dem zweiten Schub
  • Wenig Schübe im Verlauf
  • Geringe Behinderung wenige Jahre nach MS- Beginn

Anhaltspunkte für einen ungünstigen MS- Verlauf:

  • Männliches Geschlecht
  • Erkrankungsalter über 40 Jahre
  • Beginn mit mehreren Symptomen
  • Die Krankheit zeigt sich zuerst durch Gleichgewichtsstörungen, oder andere Erkrankungen bei denen das Kleinhirn oder der Hirnstamm betroffen sind, sowie durch dauerhafte Verringerung der Kraft oder mit Blasenentleerungsstörungen
  • Keine vollständige Erholung nach dem ersten Schub
  • Von Beginn an chronisch- progredienter Verlauf
  • Breites von Anfang an zahlreiche und charakteristische Veränderungen im MRT
  • Kleiner Abstand zwischen ersten und zweitem Schub
  • Viele Schübe innerhalb des Krankheitsverlaufs
  • Auffällige Behinderungen bereits wenige Jahre nach MS- Beginn

Bei einigen Faktoren ist der negative Einfluss auf den Krankheitsverlauf bekannt. Zu diesen Faktoren zählen Infektionen, Impfungen, ein Unfall, sowie eine größere Operation. Ein Aufenthalt im warmen Klima, extrem körperliche oder psychische Belastung, sowie eine Fiebererkrankung können sich ebenfalls ungünstig auf die Erkrankung auswirken. Frauen, die gerade eine Geburt hinter sich haben, leiden in den ersten Monaten nach der Geburt öfter unter Schüben. Durch ein heißes Bad oder schneller, tiefes Atmen (Hyperventilation) kann es zu einem sogenannten Pseudoschub kommen. Dieser ist durch eine drastische Verschlechterung der Beschwerden gekennzeichnet, die sich aber rasch und vollständig zurückbilden.

Weitere Auslöser die zu einem Schub, Pseudoschub oder zur Verschlechterung der Beschwerden führen können, sind:

  • Infektionen, vor allem Virusinfektionen (wie etwa ein grippaler Infekt)
  • Größere Operationen
  • Hormonelle Umstellungen (beispielsweise Wochenbett)
  • Einige Impfungen, hauptsächlich mit Lebendimpfstoffen
  • Starke Belastungen körperlicher und psychischer Natur
  • Desensibilisierungsmaßnahmen aufgrund einer Allergie (=Hyposensibilisierung)
  • Immunstimulierende Medikamente (dies kann auch auf pflanzliche Präparate zutreffen)

Von Multipler Sklerose sind hauptsächlich Personen zwischen 20 und 40 Jahren betroffen. Vielen Erkrankten ist es dennoch möglich weiterhin über Jahre hinweg problemlos weiterzuarbeiten. Später kann die Erkrankung aber die körperliche Leistungsfähigkeit soweit beeinträchtigen, dass die Betroffenen ihren Beruf nur noch zum Teil oder gar nicht mehr ausüben können.

Ob MS- Patienten eine geringere Lebenserwartung haben als gesunde Menschen ist von der jeweiligen Verlaufsform, sowie dem Erkrankungsalter abhängig. Menschen, die in jungen Jahren an MS erkranken, haben eine etwa um sechs bis sieben Jahre kürzere Lebenserwartung als gesunde Gleichaltrige.

Jeder zweite MS- Patient stirbt an den Komplikationen der Erkrankung im fortgeschrittenen Stadium. Zu diesen Komplikationen zählen zum Beispiel Nieren- und Lungenentzündungen (Nephritis bzw. Pneumonie), schwere Nieren- oder Lungenversagen (Niereninsuffizienz bzw. pneumonale Insuffizienz) oder Blutvergiftungen (Sepsis). Manche Patienten leiden auch unter schweren Depressionen und begehen aus diesem Grund Suizid. Andere sterben durch Unfälle, die durch Behinderungen entstanden sind. Etwa 50 Prozent der Patienten sterben an weit verbreiteten Todesursachen, die auch die gesunde Bevölkerung treffen kann, wie etwa einem Herzinfarkt, Krebs oder einem Schlaganfall.