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Inkontinenz

Therapie

Die Art der Therapie variiert zwischen den Formen der Inkontinenz:

Belastungsinkontinenz

Da eine Beckenbodenschwäche die häufigste Ursache der Belastungsinkontinenz ist, führt oftmals ein gezieltes Training der Beckenbodenmuskulatur zur Heilung. Die täglichen Kräftigungsübungen werden zunächst unter fachkundiger Anleitung, später dann auch alleine zu Hause, durchgeführt.

Bei übergewichtigen Personen führt oft auch eine Gewichtsreduktion zur Besserung der Inkontinenz. Frauen nach der Menopause kann manchmal durch eine Behandlung mit Östrogenen geholfen werden.

Kann trotz Therapie keine Besserung der Beschwerden erreicht werden, lässt sich die Inkontinenz meist auch durch einen operativen Eingriff (beispielsweise durch das Einsetzen eines künstlichen Schließmuskels) behandeln.

Dranginkontinenz

Diese Art der Inkontinenz wird durch eine Überempfindlichkeit der Blasenrezeptoren auf Reize verursacht. Daher helfen bei leicht ausgeprägten Beschwerden Blasentees, Wärmflaschen oder pflanzliche Medikamente wie zum Beispiel Kürbis- oder Goldrutenextrakt.

Durch gezieltes Blasentraining (dabei lernt der Betroffene, die Blase an bestimmten Zeiten zu entleeren – Beschreibung unter "Prognose") kommt der Patient dem unkontrollierbaren Harndrang zuvor und verhindert so einen ungewollten Harnabgang.

Bei einer stark ausgeprägten Dranginkontinenz kann auch die Einnahme krampflösender Medikamente hilfreich sein. Diese verhindern eine Kontraktion des Blasenmuskels, wodurch der starke Harndrang abgeschwächt wird. Die medikamentöse Behandlung sollte für einige Wochen aufrechterhalten werden.

Überlaufinkontinenz

Da die Ursache bei dieser Form meist in einer vergrößerten Prostata liegt, muss in schweren Fällen eine Operation in Erwägung gezogen werden. Leichte Ausprägungen lassen sich jedoch teilweise mit pflanzlichen Medikamenten wie Kürbis-, Brennessel- oder Sägepalmenextrakt behandeln.

Alternativ zur Operation ist auch eine medikamentöse Therapie mit Alpha-Rezeptorenblockern möglich. Diese bewirken, dass sich der Blasenverschluss und somit der Auslasswiderstand verringert, wodurch die Menge des Restharns in der Blase reduziert wird.

Eine weitere Möglichkeit wäre die Einnahme von 5-Alpha-Reduktasehemmern, welche eine Verkleinerung der Prostata bewirken.

Falls keine Operation möglich ist und sonstige Therapieansätze fehlschlagen, ist manchmal die Einführung eines Katheters notwendig. Durch diesen wird der Harn über die Harnröhre oder die Bauchdecke abgeleitet.

Reflexinkontinenz

Die Ursache dieser Inkontinenz liegt in einer Schädigung der Nervenverbindung vom Gehirn zur Harnblase, wodurch diese nicht mehr bewusst kontrolliert werden kann. Verschiedene Medikamente (zum Beispiel Parasympatholytika) hemmen die spontane Aktivierung der Harnblasenmuskulatur und verhindern somit effektiv einen plötzlichen Harnabgang.

Für die gewollte Entleerung der Harnblase muss nun jedoch ein Katheter angelegt werden. Dabei wird ein dünner Kunststoffschlauch durch die Harnröhre in die Blase eingeführt.

Prognose

Wird die jeweilige Therapie gut und konsequent durchgeführt, lässt sich die Inkontinenz in den meisten Fällen stark verbessern oder gänzlich beseitigen.

Es gibt eine Reihe von Empfehlungen, die das Ausmaß der Inkontinenz lindern:

Beckenbodentraining

Es handelt sich hierbei um eine Krankengymnastik, die unter Anleitung durch einen Physiotherapeuten erlernt werden kann. Wird das Training nur mittels schriftlicher Anleitungen erlernt, werden die Übungen oft falsch ausgeführt und der Erfolg bleibt aus.

Beim Beckenbodentraining erlernen Betroffene verschiedene Stärkungsübungen der Beckenbodenmuskulatur sowie Methoden, die Alltagsbelastung des Beckenbodens reduzieren – zum Beispiel durch das Erlernen besonderer Hebetechniken oder das richtige, druckreduzierte Aufstehen aus dem Bett.

Zur Unterstützung können in der Anfangsphase des Trainings Bio-Feedback-Geräte sehr hilfreich sein. Diese zeigen dem Benutzer den Anspannungsgrad der Beckenbodenmuskulatur an, sodass anhand der Rückmeldung erkannt wird, ob die Übungen richtig ausgeführt werden. Dazu wird bei Frauen ein Sensor in die Vagina, bei Männern ein Sensor in den Enddarm eingebracht. Bei Anspannungen der Beckenbodenmuskeln wird der Druck auf den Sensor übertragen. Ohne diese Geräte kann der Anspannungsgrad der Muskulatur nicht wahrgenommen werden.

Eine weitere Möglichkeit wäre eine Elektrotherapie. Bei dieser wird die Beckenbodenmuskulatur über elektronische Impulse stimuliert, worauf sie sich in rhythmischen Abständen anspannt und dadurch gekräftigt wird. Die Elektrotherapie ist besonders als Vorbereitung zu einem aktiven Beckenbodentraining beispielsweise nach Operationen im Beckenbereich geeignet.

Ein Beckenbodentraining kann nur erfolgreich sein, wenn es konsequent zu Hause weitergeführt wird.

Flüssigkeitszufuhr

In vielen Fällen versuchen Betroffene, ihre Inkontinenz durch weniger Trinken kontrollieren zu können. Dies bewirkt jedoch zumeist das Gegenteil, da konzentrierter Harn in der Blase eher den Harndrang verstärkt. Durch die seltenere Entleerung der Blase steigt zudem das Infektionsrisiko an. Blaseninfekte selbst können wiederum die Inkontinenz verstärken.

Auch leidet die Gesundheit unter einer verminderten Flüssigkeitsaufnahme, da der Körper im Schnitt zwei Liter pro Tag benötigt. Andernfalls hat dies negative Konsequenzen für die Nieren, Haut, Verdauungstrakt und das Gehirn.

Blasentraining

Durch das regelmäßige Entleeren der Blase an bestimmten Zeitpunkten kann dem intensiven Harndrang bei einer Dranginkontinenz zuvorgekommen werden.

Dies erreicht man am besten über ein sogenanntes Miktionstagebuch (Blasenentleerungstagebuch). Darin werden über mehrere Tage sämtliche freiwilligen Blasenentleerungen und unfreiwilligen Harnabgänge sowie die Menge und Art der konsumierten Getränke vermerkt. Mit Hilfe des Tagebuchs können nun Regelmäßigkeiten im Blasenentleerungsrhythmus festgestellt werden. Anschließend kann man sich mit der Zeit antrainieren, immer etwa eine halbe Stunde vor der erwarteten Blasenentleerung aufs Klo zu gehen, wodurch sich die unkontrollierbaren Drang-Harnabgänge verhindern lassen.

Vorbeugen

Durch einen gut trainierten Beckenboden sowie der Meidung folgender Faktoren lässt sich in vielen Fällen eine bestehende Inkontinenz vermindern oder sogar gänzlich verhindern:

  • Bei starkem Übergewicht übt eine Körpergewichtsreduktion durch den verminderten Druck auf den Beckenbereich einen positiven Einfluss aus.
  • Durch die Behandlung einer chronischen Verstopfung wird der Druck auf die Harnblase reduziert.
  • Das häufige Husten bei einer chronischen Bronchitis verstärkt die Beschwerden einer Belastungsinkontinenz. Durch die Behandlung der Lungenerkrankung und dem Rauchverzicht bei einer Raucherbronchitis kann sich die Situation verbessern.