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Borderline

Therapie

Die Therapie von Boderline- Betroffenen stellte sich lange Zeit als problematisch dar. Dies lag daran, da Borderline- Persönlichkeiten dazu neigen andere Menschen, und so auch den Therapeuten oder Arzt anfangs zu idealisieren und dann plötzlich bei der kleinsten Enttäuschung abzuwerten. Daraus resultiert ein häufiger Therapeutenwechsel.

Mittlerweile kann man jedoch große Fortschritte in der Borderline- Therapie verzeichnen. Befinden sich Patienten im Akutzustand mit selbstverletzendem Verhalten oder Suizidgedanken, ist ein stationärer Aufenthalt nicht umgänglich. Andernfalls ist auch eine ambulante Betreuung möglich.

Dialektisch Behaviorale Therapie (DBT):

Diese Therapie ist zurückzuführen auf die US- Amerikanerin Marsha Linehan, die die speziell auf Boderliner zugeschnittene Dialektisch Behaviorale Therapie (DBT) entwickelte. Diese Therapie gilt als eine spezielle Form der kognitiven Verhaltenstherapie.

Die erste Phase der Therapie gilt der Stabilisierung der Patienten. Dabei wird der Fokus auf Strategien gesetzte, die ein selbstschädigendes Verhalten des Patienten unterbinden und einen vorzeitigen Therapieabbruch verhindern. In einer Gruppentherapie wird dann zum Ziel gesetzt, neue Verhaltens- und Denkweisen zu trainieren:

  • Verbesserung der Wahrnehmung der eigenen Person und der anderen Menschen
  • Der Umgang mit Krisen und der Selbstkontrolle werden eingeübt
  • Extremes Schwarz-Weiß-Denken wird minimiert
  • Stressbewältigung und die Beherrschung der eigenen Gefühle werden erlernt

Die zweite Phase der Therapie gilt den belastenden Lebensereignissen und rückt diese ins Zentrum. Hierbei werden die traumatischen Ereignisse nicht wie bei einer psychoanalytisch fundierten Therapie durchlebt und aufgearbeitet, sondern vielmehr sollen diese Erfahrungen als Teil der persönlichen, aber abgeschlossenen Vergangenheit akzeptiert werden.

In der dritten Therapiephase soll das Erlernte im Alltag Anwendung finden, das Selbstwertgefühl soll erhöht werden und persönliche Lebensziele sollen gesetzt und in die Tat umgewandelt werden.

Psychodynamisch- konfliktorientierte Psychotherapie:

Psychodynamische Therapiemethoden bieten neben Verhaltenstherapie eine weitere Möglichkeit für Boderline- Patienten. Die Wirksamkeit wird durch Studien belegt, die allerdings nur für erwachsene Patienten gelten. Diese Therapieform hat ihren Ursprung in der Psychoanalyse, weshalb hier die Einsicht in Zusammenhang mit den gemachten Erfahrungen und aktuellen Problemen in Bezug auf Beziehungen und Verhaltensweisen im Vordergrund steht. Das Ziel ist eine seelische Aufarbeitung der traumatischen Erfahrungen.

Bei dieser Form der Therapie wird besonders auf folgende Punkte Wert gelegt:

  • Traumata zu bewältigen
  • Das Selbstbild des Betroffenen zu stärken oder aufzubauen
  • Probleme in der Beziehungsfähigkeit zu reduzieren
  • Schwarz-Weiß-Denken minimieren
  • Die Fähigkeit, über die eigenen Gefühle und Impulse zu verfügen (Affektregulation)

Medikamentöse Therapie:

Um ihre extremen Gefühlsausbrüche zu regulieren, bekommen viele Boderline- Patienten Medikamente. Zu dieser Patientengruppe zählen Personen mit extremen Angstzuständen, Depressionen oder Personen, die ihre Impulse nicht kontrollieren können, oder die besonders aggressive gegenüber ihren Mitmenschen oder sich selber reagieren.

Familientherapie:

Diese Therapie ist besonders wichtig, wenn die Betroffenen noch im Jugendalter sind. Dadurch wird den Angehörigen der Umgang mit den Betroffenen erleichtert. Überdies stellt die Einbeziehung der Familie eine wesentliche Vorraussetzung dafür dar, dass die betroffene Person seine Denk- und Verhaltensmuster ändert.

Liegt der Ursprung der Persönlichkeitsstörung in der Familie, ist eine Familientherapie sogar unumgänglich. Dies ist auch der Fall, wenn krankhafte Beziehungsmuster in der Familie vorliegen.

Prognose

Boderline- Patienten galten lange Zeit als untherapierbare Fälle. Mittlerweile ist diese Auffassung nicht mehr aktuell, da speziell auf Boderliner zugeschnittene Therapien entwickelt wurden.

Laut einer US- Studie litten nach zwei Jahren nur noch 65 Prozent der Untersuchten unter den üblichen Borderline- Diagnosekriterien (DSM-IV). Vier Jahre später sank diese Zahl sogar auf 32 Prozent und nach weiteren zehn Jahren sogar auf zwölf Prozent. Die Rückfallquote wurde auf circa sechs Prozent festgelegt und gilt als ausgesprochen niedrig.

Diese Daten sind jedoch mit Vorsicht zu betrachten, da man nicht von einer Heilung ausgehen kann, wenn nur allein die Kriterien für Boderline nicht mehr erfüllt werden. Probleme mit der Gefühlsbeherrschung und die Unfähigkeit sich sozial zu integrieren können weiterhin bestehen. Die Heilungschancen werden reduziert, wenn der Betroffene zusätzlich noch unter Drogen- oder Alkoholmissbrauch leidet. Dicht dahinter folgen Patienten, die von einer posttraumatischen Belastungsstörung betroffen sind, oder als Kinder mit sexuellem Missbrauch in Kontakt gekommen sind. Die Suizidrate unter Boderline- Patienten wird auf fünf bis zehn Prozent geschätzt.

Unter Experten gilt die Versorgung von Boderline- Patienten immer noch als unzureichend. Dies trifft vor allem auf die ambulante Betreuung zu. Der Grund dafür ist ein Mangel an ausgebildetem Fachpersonal und die nicht gewährleistete Finanzierung durch die Krankenkasse, wenn die Behandlung länger als ein Jahr in Anspruch nimmt.