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Angina Pectoris (Herzenge)

Symptome

Die Angina pectoris ist ein Symptom der koronaren Herzerkrankung. Es handelt sich im eigentlichen Sinne nicht um eine eigenständige Erkrankung. Da aber nur eine Unterversorgung des Herzmuskels zu diesem Symptom führt, wird der Angina pectoris große Bedeutung zugeschrieben. Und dies ist auch richtig so.

Charakteristika der Angina pectoris

Charakteristisch für die Angina pectoris ist, dass die Symptomatik plötzlich beginnt und nur relativ kurz, einige Sekunden bis einige Minuten, andauert. Die Schmerzen werden oft als Brennen, Sodbrennen, Reißen oder als ein Druck auf dem Brustkorb beschrieben. Die Schmerzen strahlen häufig in Schultern und Arme, in den Oberbauch und den Rücken oder über den Hals in das Unterkiefer aus.

Häufig auch atypische Symptome

Vor allem bei Frauen kommt es nicht selten zu untypischen Symptomen. So müssen die Schmerzen nicht immer hinter dem Brustbein empfunden werden, sondern können auch im Oberbauch, zwischen den Schulterblättern oder in der rechten Brustkorbhälfte auftreten. Zusätzlich zu den Schmerzen empfinden viele Patienten Atemnot, (Todes-)Angst und Schweißausbrüche. Manche Patienten beschreiben auch Übelkeit und Erbrechen oder ein beklemmendes Gefühl im Hals.

Bei Frauen weisen vor allem das gleichzeitige Vorhandensein von Müdigkeit, ein Leistungsabfall, Schmerzen im Oberbauch und Kurzatmigkeit darauf hin, dass es zu einer Minderversorgung des Herzens kommt. Aufgrund dieser uncharakteristischen Symptome bleibt die koronare Herzerkrankung bei vielen Frauen aber lange unentdeckt.

KHK bei Diabetes mellitus

Besonders tückisch ist die koronare Herzerkrankung bei Menschen, die an Diabetes mellitus leiden. Eine Folge der Erkrankung ist nämlich, dass zunehmend Nerven zerstört werden. Dazu gehört auch das Nervengeflecht, welches das Herz umgibt. So laufen sowohl die Angina pectoris als auch der Herzinfarkt stumm ab, das heißt, es werden keine Beschwerden wahrgenommen. So fehlen auch die Warnsignale, die darauf hinweisen, dass in naher Zukunft ein Herzinfarkt bevor steht.

Formen der Angina pectoris

Im Großen und Ganzen, kann die AP in drei unterschiedliche Erscheinungsformen unterteilt werden. Es ist wichtig diese voneinander zu trennen, weil sie auch mit einem unterschiedlichen Risiko für einen Herzinfarkt einhergehen.

Stabile Angina pectoris: Bei einer stabilen AP kommt es immer wieder zu AP-Anfällen, die aber immer gleich aussehen und schnell durch Schonung oder Medikamente unter Kontrolle gebracht werden können.

Instabile Angina pectoris: Der erste Anfall und jeder Anfall, der sich von den vorherigen Anfällen unterscheidet, wird als instabile AP bezeichnet. Meistens kommt es zu einer immer zunehmenden Schwere der AP-Anfälle. Die instabile AP bringt ein hohes Risiko für einen Herzinfarkt mit sich.

Angina decubitus und nocturna: Die Schmerzen treten vor allem im Liegen und in der Nacht auf, wenn mehr Blut durch das Venensystem zum Herz transportiert wird, wodurch dieses überfordert wird.

Einteilung nach Graden (CSS-Klassifikation)

In der Praxis ist vor allem die Einteilung nach den Empfehlungen der Canadian Cardiovascular Society (CSS) von großer Bedeutung.

  • Grad 0: Es ist zwar eine Unterversorgung des Herzens vorhanden, diese macht aber keine Symptome. Die Minderversorgung wird dann meist als Zufallsbefund erhoben.
  • Grad I: AP-Beschwerden treten ausschließlich bei schwerer körperlicher Anstrengung auf, die nicht dem normalen Alltag entspricht.
  • Grad II: Hier kommt es schon bei normaler alltäglicher Belastung zu leichten AP-Beschwerden.
  • Grad III: Bei diesem Grad kommt es bei normaler alltäglicher Belastung zu erheblichen AP-Beschwerden, die den Alltag negativ beeinflussen.
  • Grad IV: Eine hochgradige AP löst schon in Ruhe schwere AP-Beschwerden aus.

 

Diagnose

Die Angina pectoris ist ein eindeutiges Symptom, das leicht diagnostiziert werden kann. Trotzdem kann dies nicht leichtfertig behandelt werden. Im Gegensatz dazu muss eine genaue Diagnostik durchgeführt werden, um die Schwere und die Ursache der Erkrankung genau feststellen zu können.

Bedeutung der Anamnese

Von äußerst großer Bedeutung ist die genaue Erhebung der Anamnese. Es müssen nicht nur alle Symptome in der genauen Art und Ausprägung erhoben werden, sondern vor allem muss auch erfragt werden, wann genau die Beschwerden aufgetreten sind und wie lange sie angedauert haben.

Weitere Untersuchung

Zur Abklärung einer Angina Pectoris gehört, dass sowohl in Ruhe als auch unter Belastung ein EKG geschrieben wird. Das heißt, dass die elektrischen Ströme am Herzen gemessen werden, um Veränderungen des Herzmuskels oder der Leitungsstrukturen zu erkennen.

Eine Ultraschalluntersuchung des Herzens kann weitere Hinweise liefern. Zudem können die Gefäße des Herzens genau dargestellt werden, um etwaige Engstellen aufzuspüren. Dabei kann heute mittels bestimmter MRT-Techniken schon ohne die Punktion einer Vene gearbeitet werden. Eine Myokard-Szintigrafie kann den Stoffwechsel des Herzens darstellen, wodurch weitere wichtige Hinweise gewonnen werden können.

Ausschluss eines Herzinfarkts

In den ersten Minuten des AP-Anfalls steht im Vordergrund, dass ein Herzinfarkt ausgeschlossen wird. Dabei kann nicht nur das EKG hilfreich sein, sondern vor allem die Messung der so genannten Herzenzyme im Blut. Diese wären erhöht, wenn es durch einen Herzinfarkt zur Zerstörung von Herzmuskulatur gekommen ist.

Risikoabschätzung

Wenn der akute AP-Anfall abgewendet wurde, steht vor allem die Diagnostik des individuellen Risikos im Vordergrund, um abschätzen zu können, wie groß die Gefahr eines Herzinfarktes ist. So kann für jeden einzelnen Patienten ein Behandlungsplan entworfen werden, um eine weitere Herzschädigung zu verhindern.