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Neurotop retard 300 mg - Tabletten

Was ist es und wofür wird es verwendet?

Carbamazepin, der Wirkstoff in Neurotop, besitzt sowohl eine anfallshemmende als auch eine stimmungsverbessernde Wirkung bei verschiedenen Formen epileptischer Anfälle.

In der Behandlung manisch-depressiver Krankheitsbilder, bei welchen sich Zustände wie extrem gehobene Stimmung, innere Getriebenheit oder Neigung zur Selbstüberschätzung mit Niedergeschlagenheit und Traurigkeit abwechseln, kann Carbamazepin eine ausgeglichenere Stimmungslage bewirken.

Bei einigen Erkrankungen des Nervensystems (z.B. Trigeminusneuralgie, diabetische Neuropathie) wirkt Carbamazepin gegen die damit verbundenen akuten Schmerzen.

Bei Alkoholentzugserscheinungen vermindert Carbamazepin die Symptome des Entzugs, insbesondere das Risiko von Krampfanfällen.

Neurotop - Tabletten werden bei folgenden Erkrankungen eingenommen:

  • Verschiedene Formen des Anfallsleidens (Epilepsie)
  • Manie
  • vorbeugende Behandlung der manisch-depressiven Krankheit
  • Trigeminusneuralgie
  • Nervenstörungen infolge Zuckerkrankheit (diabetische Neuropathie)
  • Alkoholentzugssyndrom.

 

Was müssen Sie vor dem Gebrauch beachten?

Neurotop darf nicht eingenommen werden,

  • wenn Sie allergisch gegen Carbamazepin oder verwandte Stoffe (trizyklische Antidepressiva, das sind bestimmte Arzneimittel zur Behandlung von Depressionen) oder einen der in Abschnitt 6 genannten sonstigen Bestandteile dieses Arzneimittels sind
  • wenn Sie bestimmte Störungen der Erregungsleitung des Herzens haben
  • wenn Sie eine Störung der Porphyrinbildung (eine bestimmte Stoffwechselstörung) haben
  • wenn Sie an einer schweren Lebererkrankung leiden
  • wenn Sie eine Knochenmarksschädigung haben
  • wenn Sie mit bestimmten Arzneimitteln gegen Depressionen (sogenannte MAO- Hemmer) behandelt werden oder vor kurzem behandelt wurden – zwischen der Einnahme dieser Arzneimittel und der Einnahme von Neurotop muss ein Abstand von mindestens zwei Wochen eingehalten werden
  • wenn Sie mit Voriconazol (einem Arzneimittel gegen Pilzerkrankungen) behandelt werden, denn dieses könnte durch die Anwendung von Neurotop unwirksam werden
  • wenn Sie unter Absencen (epileptische Anfälle in Form von Bewusstseinstrübungen) leiden, da Neurotop Absencen auslösen oder verschlimmern kann
  • von Kindern unter 1 Jahr.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

Bitte sprechen Sie mit Ihrem Arzt oder Apotheker, bevor Sie Neurotop einnehmen.

Besondere Vorsicht bei der Einnahme von Neurotop ist erforderlich,

  • wenn Sie an einer Herz-Kreislauf-Erkrankung leiden
  • wenn Sie eine Störung der Leber- und/oder der Nierenfunktion haben
  • wenn Ihr Blutbild oder Ihr Natrium-Stoffwechsel gestört ist
  • wenn Sie eine seltene Muskelerkrankung (myotone Dystrophie) haben
  • wenn Sie bestimmte andere Arzneimittel einnehmen müssen, z.B. Diuretika (Entwässerungstabletten) zur Behandlung von Bluthochdruck
  • wenn Sie an grünem Star (erhöhtem Augeninnendruck) leiden
  • wenn die Behandlung mit Neurotop bzw. dem darin enthaltenen Wirkstoff Carbamazepin nach einer Behandlungspause wieder aufgenommen wird.

Informieren Sie in diesen Fällen Ihren Arzt. Er wird dies bei der Behandlung mit Neurotop entsprechend berücksichtigen.

Informieren Sie Ihren Arzt auch, wenn Sie

  • an anderen Krankheiten (z.B. psychischen Störungen/Psychosen) leiden
  • eine Schwangerschaft planen, schwanger sind oder stillen.

Halten Sie die vom Arzt angeordneten Laboruntersuchungen (Blutbild, Leberfunktion, erforderlichenfalls auch Nierenfunktion sowie Kontrolle der Wirkstoffspiegel im Blut; diese Untersuchungen sind vor Beginn einer Behandlung sowie in regelmäßigen Abständen während der Behandlung mit Neurotop vorgesehen) genau ein.

Regelmäßige Kontrollen der Wirkstoffspiegel im Blut können erforderlich sein

  • bei einem dramatischen Ansteigen Ihrer Anfallsfrequenz
  • während der Schwangerschaft sowie nach der Geburt
  • bei der Behandlung von Kindern und Jugendlichen
  • bei Verdacht auf Störungen in der Wirkstoffaufnahme
  • bei Verdacht auf möglicherweise überhöhte Dosierung, insbesondere wenn Sie mehrere Arzneimittel gleichzeitig einnehmen
  • bei der Behandlung älterer Patienten; eine zu hohe Dosierung von Neurotop kann unter Umständen Erregungszustände oder Verwirrtheit auslösen.

Neurotop kann Überempfindlichkeitsreaktionen auslösen. Diese Reaktionen können sehr verschieden sein und in unterschiedlicher Stärke auftreten. Wenn Anzeichen wie Hautausschlag, Fieber, Halsschmerzen oder Geschwüre im Rachen, Mund oder an anderen Stellen, unerklärliche blaue Flecken, Gewichtszunahme, Ödeme sowie Gelbfärbung der Haut, Übelkeit oder andere, vor Beginn der Behandlung nicht beobachtete Beschwerden auftreten, muss sofort der Arzt oder die Notfallambulanz des nächstgelegenen Spitals aufgesucht werden.

Bei der Anwendung von Carbamazepin wurde von schweren Hautausschlägen (Stevens- Johnson-Syndrom, Toxische Epidermale Nekrolyse) berichtet. Der Ausschlag geht häufig mit Geschwüren in Mund, Hals, Nase und dem Genitalbereich und mit Konjunktivitis (rote und geschwollene Augen) einher. Diesen schweren Hautausschlägen gehen häufig grippeähnliche Beschwerden wie Fieber, Kopfschmerzen, Schmerzen im Körper (grippale Symptome) voraus. Der Ausschlag kann zu großflächiger Blasenbildung und Schälung der Haut führen. Das größte Risiko für das Auftreten schwerer Hautreaktionen besteht innerhalb der ersten Monate der Behandlung.

Diese schweren Hautreaktionen können bei Personen aus manchen asiatischen Ländern häufiger auftreten. Das Risiko für das Auftreten dieser Reaktionen kann bei Patienten Han- chinesischer oder thailändischer Abstammung durch Testen einer Blutprobe bestimmt werden. Ihr Arzt wird Sie beraten, ob vor der Anwendung von Carbamazepin ein Bluttest notwendig ist.

Wenn sich bei Ihnen ein Ausschlag oder eine der beschriebenen Hautreaktionen entwickelt, beenden Sie die Einnahme von Carbamazepin und suchen Sie umgehend Ihren Arzt auf.

Patienten, die Neurotop zur Behandlung der Epilepsie einnehmen, müssen durch den Behandlungsstopp mit einer erhöhten Anfallswahrscheinlichkeit rechnen (siehe auch Abschnitt 4 „Welche Nebenwirkungen sind möglich?“).

Wenn sich bei Ihnen das Stevens-Johnson-Syndrom oder eine Toxische Epidermale Nekrolyse während der Einnahme von Neurotop entwickelt hat, darf die Behandlung mit Neurotop zu keinem Zeitpunkt wieder aufgenommen werden.

Wie bei anderen Antiepileptika können bei einigen Patienten, die Neurotop einnehmen, Anfälle häufiger auftreten bzw. können neue Anfallstypen auftreten. Informieren Sie in diesem Fall sofort Ihren Arzt.

Neurotop kann zu erhöhter Sonnenempfindlichkeit führen. Ausgiebige Sonnenbäder sollen vermieden werden.

Carbamazepin kann die Wirksamkeit empfängnisverhütender Hormonpräparate („Pille“) vermindern. Es sollten daher andere Maßnahmen zur Empfängnisverhütung getroffen werden.

Bei selten auftretenden Störungen des Herzrhythmus (Verlangsamung der Herztätigkeit), der Blutbildung (Blässe, Müdigkeit, Abwehrschwäche und Blutungsneigung) oder der Nieren (Blut oder Eiweiß im Harn) ist sofort ärztliche Beratung einzuholen.

Eine geringe Anzahl an Patienten, die mit Antiepileptika wie Neurotop behandelt werden, hatten Gedanken, sich das Leben zu nehmen oder sich selbst zu verletzen. Wenn Sie zu irgendeinem Zeitpunkt derartige Gedanken haben, kontaktieren Sie unverzüglich Ihren Arzt.

Schwangerschaft und Stillzeit

Wenn Sie schwanger sind oder stillen, oder wenn Sie vermuten, schwanger zu sein oder beabsichtigen, schwanger zu werden, fragen Sie vor der Einnahme dieses Arzneimittels Ihren Arzt um Rat.

Neurotop darf während der Schwangerschaft nur nach sorgfältiger Abwägung von Nutzen und möglichem Risiko durch den behandelnden Arzt verordnet werden. Bei Kinderwunsch sollten Sie sich unbedingt von Ihrem Arzt beraten lassen und eine regelmäßige ärztliche Überwachung der Schwangerschaft sicherstellen.

Falls Sie während der Behandlung schwanger werden, teilen Sie dies Ihrem Arzt umgehend mit. Er wird über das weitere Vorgehen entscheiden.

Carbamazepin tritt in die Muttermilch über. Fragen Sie Ihren Arzt, ob Sie stillen dürfen. Falls Sie abstillen sollen, sollte dies langsam geschehen, um Entzugserscheinungen beim Neugeborenen zu vermeiden.

Verkehrstüchtigkeit und Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen

! Achtung: Dieses Arzneimittel kann die Reaktionsfähigkeit und Verkehrstüchtigkeit beeinträchtigen.

Durch Neurotop wird das Reaktionsvermögen herabgesetzt, daher ist Vorsicht im Straßenverkehr und beim Bedienen von Maschinen geboten. Dies gilt besonders zu Beginn der Behandlung und bei Dosiserhöhung.

 

Wie wird es angewendet?

Wie ist Neurotop einzunehmen?

Nehmen Sie dieses Arzneimittel immer genau nach Absprache mit Ihrem Arzt ein. Fragen Sie bei Ihrem Arzt oder Apotheker nach, wenn Sie sich nicht sicher sind.

Nehmen Sie die Retard-Tabletten während oder nach dem Essen mit Flüssigkeit ein. Die Tabletten können in gleiche Hälften geteilt werden.

Bei Bedarf können Sie die Tabletten auch in 1 Glas Wasser, Milch, schwarzem Tee oder Orangensaft (jedoch nicht in Grapefruitsaft!) aufgelöst einnehmen. Das Getränk ist sofort zur Gänze auszutrinken.

Neben Neurotop retard 300 mg - Tabletten stehen auch Neurotop retard 600 mg - Tabletten, für niedrige Dosierungen (z.B. bei Behandlungsbeginn) auch die nicht-retardierten Neurotop 200 mg - Tabletten zur Verfügung.

Die Dosierung von Neurotop und die Behandlungsdauer legt Ihr Arzt individuell fest.

Anfallsleiden (Epilepsie):

Die Behandlung wird mit einer niedrigen Dosierung von Carbamazepin begonnen und langsam gesteigert, bis die gewünschte Wirkung eintritt.

Erwachsene und Jugendliche ab 15 Jahren:

Zu Beginn 1-2mal täglich 100 - 200 mg, dann langsame Steigerung bis zu einer Dosis von etwa 800 - 1200 mg täglich, verteilt auf zwei Einzelgaben. In Einzelfällen können sogar zwischen 1600 mg und 2000 mg pro Tag erforderlich sein.

Kinder und Jugendliche bis zum 15. Lebensjahr: Anfangsdosis:

1 bis 4 Jahre: Beginn mit 20 bis 60 mg pro Tag, ansteigend um 20 bis 60 mg jeden 2.Tag

über 4 Jahre: die Behandlung kann mit 100 mg pro Tag begonnen werden; danach Dosiserhöhung um bis zu 100 mg in wöchentlichen Intervallen.

Die unten angeführten Dosierungsbereiche sollten jedoch nicht überschritten werden.

Erhaltungsdosis:

10-20 mg pro Kilogramm Körpergewicht pro Tag, aufgeteilt auf zwei Gaben, d.h.

1 bis 5 Jahre: 200 bis 400 mg täglich

5 bis 10 Jahre: 400 bis 600 mg täglich

10 bis 15 Jahre: 600 bis 1000 mg täglich

Manie und manisch-depressives Krankheitsbild:

Die Anfangsdosis von 100 - 400 mg täglich in geteilten Gaben wird allmählich gesteigert, bis die Symptome unter Kontrolle sind. Dies ist im Allgemeinen bei etwa 800 mg der Fall. In Ausnahmen können bis zu maximal 1600 mg in geteilten Dosen erforderlich sein.

Die übliche Erhaltungsdosis beträgt 400 bis 600 mg täglich und wird auf zwei Gaben aufgeteilt.

Die vorbeugende Behandlung der manisch-depressiven Krankheit ist eine Langzeit- behandlung.

Trigeminusneuralgie, Nervenstörungen bei Zuckerkrankheit:

Die übliche Anfangsdosis beträgt 100 - 400 mg pro Tag. Die niedrigere Anfangsdosis kann für ältere oder empfindliche Patienten ausreichen. Die Dosis wird bis zur Schmerzfreiheit gesteigert, im Allgemeinen bis zu einer Dosis von 600 - 800 mg pro Tag, verteilt auf zwei Gaben, mit einer Maximaldosis von 1600 mg pro Tag.

Sobald Schmerzfreiheit erreicht ist, kann vom Arzt die Dosis wieder schrittweise reduziert und möglicherweise nach ein paar Wochen die Behandlung beendet werden, wenn der Schmerz nicht wieder auftritt.

Akute Symptome des Alkoholentzugs:

Die übliche tägliche Dosis beträgt 600 - 800 mg, aufgeteilt auf zwei Gaben. In schweren Fällen kann die Dosis in den ersten Tagen erhöht werden.

Zu Beginn der Behandlung von schweren Entzugserscheinungen wird Ihr Arzt Neurotop möglicherweise mit anderen beruhigenden bzw. schlaffördernden Arzneimitteln kombinieren. Die längerfristige Behandlung kann mit Neurotop allein durchgeführt werden.

Besondere Patientengruppen

Wenn Sie an einer schweren Lebererkrankung leiden, dürfen Sie Neurotop nicht einnehmen (siehe Abschnitt 2 unter „Neurotop darf nicht eingenommen werden“).

Bei Patienten mit schweren Herz-Kreislauf-Erkrankungen, leichter bis mittelschwerer Lebererkrankung, eingeschränkter Nierenfunktion, bei Dialysepatienten sowie bei älteren Patienten kann eine niedrigere Dosierung erforderlich sein.

Kinder und Jugendliche:

Die Sicherheit und Wirksamkeit von Carbamazepin in nicht-epileptischen Anwendungs- gebieten ist für Kinder und Jugendliche bisher nicht mit ausreichenden Daten belegt. Aus diesem Grund wird die Anwendung von Neurotop bei Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren in diesen Anwendungsgebieten nicht empfohlen.

Bei Umstellung von einer Arzneiform auf eine andere wird die neue Dosierung von Ihrem Arzt eingestellt.

Unter Umständen wird Ihr Arzt regelmäßige Blutkontrollen durchführen, um die für Sie geeignete Dosierung festzustellen. Dies gilt im Besonderen dann, wenn Ihr Arzt Neurotop mit anderen geeigneten Arzneimitteln kombiniert bzw. die Arzneiform wechselt.

Wenn Sie eine größere Menge von Neurotop eingenommen haben als Sie sollten

Wenn Sie zu viel Neurotop eingenommen haben, kann es zu Erscheinungen wie Verwirrtheit, Benommenheit, Unruhe, Halluzinationen, Sprachstörungen, Sehstörungen, Gehstörungen, Krämpfen, Bewusstseinstrübung und Koma, zu einer Beeinträchtigung der Atmung, des Herzkreislaufsystems (Herzrhythmusstörungen, Blutdruckstörungen), der Niere und des Magen-Darm-Traktes (Erbrechen) kommen. Sofortige ärztliche Hilfe ist erforderlich.

Der Arzt/Notarzt wird über die erforderlichen Maßnahmen entscheiden. Halten Sie eine Packung des Arzneimittels bereit, damit sich der Arzt über den aufgenommenen Wirkstoff informieren kann.

Hinweis für den Arzt: Informationen zu Symptomen und Therapie bei Überdosierung finden Sie am Ende dieser Gebrauchsinformation.

Wenn Sie die Einnahme von Neurotop vergessen haben

Nehmen Sie nicht die doppelte Menge ein, wenn Sie die vorherige Einnahme vergessen haben, sondern setzen Sie Ihr übliches Einnahmeschema wie gewohnt fort.

Wenn Sie die Einnahme von Neurotop abbrechen

Die Einnahme von Neurotop darf ohne ärztliche Kontrolle nicht plötzlich unterbrochen werden, da dies zu Krampfanfällen führen kann. Die Behandlung mit Neurotop soll in Absprache mit dem Arzt möglichst langsam und schrittweise über einen Zeitraum von 2 Wochen beendet werden.

Wenn Sie weitere Fragen zur Einnahme dieses Arzneimittels haben, wenden Sie sich an Ihren Arzt oder Apotheker.

 

Was sind mögliche Nebenwirkungen?

Einnahme von Neurotop zusammen mit anderen Arzneimitteln

Informieren Sie Ihren Arzt oder Apotheker, wenn Sie andere Arzneimittel einnehmen, kürzlich andere Arzneimittel eingenommen haben oder beabsichtigen, andere Arzneimittel einzunehmen.

Diese Arzneimittel können die Wirkung von Neurotop verstärken oder abschwächen bzw. kann deren Wirkung durch Neurotop verstärkt oder abgeschwächt werden.

Eine verstärkte Wirkung von Neurotop kann unter anderem zu Schwindel, Müdigkeit, unsicherem Gang, Doppeltsehen oder verschwommenem Sehen führen. Falls diese oder andere Beschwerden bei Ihnen auftreten, kontaktieren Sie unverzüglich Ihren Arzt, der gegebenenfalls die Dosierung anpassen bzw. andere Arzneimittel für Sie auswählen wird.

Neurotop darf nicht gleichzeitig eingenommen werden mit:

  • bestimmten Arzneimitteln gegen Depressionen (sogenannte MAO-Hemmer). MAO- Hemmer müssen mindestens 2 Wochen vor Beginn einer Behandlung mit Carbamazepin abgesetzt werden.
  • einem bestimmten Arzneimittel gegen Pilzerkrankungen (Voriconazol), da es zu einem Wirkungsverlust dieses Arzneimittels kommen kann.

In folgenden Fällen ist Vorsicht bei gleichzeitiger Einnahme besonders wichtig:

Carbamazepin und sogenannte trizyklische Antidepressiva sind einander sehr ähnliche Wirkstoffe, deshalb soll Neurotop nicht bzw. nur unter besonderer Vorsicht zusammen mit diesen angewendet werden.

Wenn Sie Neurotop gleichzeitig mit anderen Arzneimitteln gegen psychische Erkrankungen (Neuroleptika, Lithium) oder Übelkeit (Metoclopramid) anwenden, kann sich die Gefahr für neurologische Nebenwirkungen und das Auftreten von schweren Hautreaktionen erhöhen. Wenn Sie Sehstörungen, Muskelzuckungen oder das Gefühl haben, unsicher zu gehen, wenden Sie sich unverzüglich an Ihren Arzt.

Wenn Sie Neurotop gleichzeitig mit dem Neuroleptikum Clozapin anwenden, kann es zu schweren Blutbildveränderungen kommen.

Vorsicht ist auch geboten bei bestimmten Arzneimitteln gegen Depressionen (sogenannte Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer wie z.B. Fluoxetin oder Trazodon). Die Wirkung von Trazodon kann verstärkt werden. Bei Unruhe, verstärkten Reflexen und/oder Fieber kontaktieren Sie unverzüglich Ihren Arzt.

Die gleichzeitige Anwendung von Carbamazepin und Levetiracetam (zur Behandlung von Epilepsie) kann die Möglichkeit des Auftretens von Carbamazepin-bedingten Nebenwirkungen erhöhen.

Eine Erhöhung der Leberwerte (Hepatotoxizität) durch Isoniazid (Arzneimittel gegen Tuberkulose) kann durch Carbamazepin verstärkt werden.

Wenn Sie Schilddrüsenhormone einnehmen, kann es möglicherweise zu einem erhöhten Bedarf an diesen Hormonen kommen. Unter Umständen wird Ihr Arzt zu Beginn und zu Ende einer Behandlung mit Neurotop Blutuntersuchungen durchführen und die Dosierung entsprechend anpassen.

Wenn Sie Neurotop gleichzeitig mit harntreibenden Mitteln einnehmen (Hydrochlorothiazid, Furosemid), kann es zu einem Natrium-Mangel kommen.

Wenn Sie ein Aknemittel mit dem Wirkstoff Isotretinoin einnehmen, muss die Konzentration von Neurotop im Blut überwacht werden.

Wenn Sie Neurotop gleichzeitig mit einem Chemotherapeutikum, das den Wirkstoff Procarbazin enthält, einnehmen, kann es zu einer Überempfindlichkeitsreaktion kommen.

Die gleichzeitige Anwendung von Carbamazepin mit einem Arzneimittel, das den Wirkstoff Paracetamol enthält (Arzneimittel zur Behandlung von Erkältungsbeschwerden und Schmerzen), kann die Wirkung dieses Arzneimittels abschwächen.

Wenn Sie Neurotop mit blutverdünnenden Arzneimitteln einnehmen, kann es zu einer verminderten Wirkung dieser Arzneimittel und damit zur Thrombosegefahr (Bildung von Blutgerinnseln) kommen.

Wenn Sie empfängnisverhütende Hormonpräparate (die „Pille“) oder andere Arzneimittel, die hormonell wirksam sind (Östrogene oder Progesteron) einnehmen, kann es durch die gleichzeitige Anwendung von Neurotop zu verminderter Wirksamkeit dieser Arzneimittel und zu Regel-ähnlichen Blutungen kommen. Sie sollten zusätzlich andere empfängnisverhütende Maßnahmen anwenden.

Es wird empfohlen, Carbamazepin nicht in Kombination mit Arzneimitteln gegen Depressionen, die den Wirkstoff Nefazadon enthalten, anzuwenden, da es zu einem Verlust der Wirksamkeit dieser Arzneimittel kommen kann.

Bei gleichzeitiger Einnahme von Carbamazepin und Arzneimitteln gegen Herzrhythmus- störungen, zyklischen Antidepressiva und Arzneimitteln mit dem Wirkstoff Erythromycin (zur Behandlung von Infektionen) erhöht sich das Risiko einer möglichen Herzschädigung.

Wenn Sie vor einer Operation stehen, sollten Sie den Anästhesisten über die Einnahme von Neurotop informieren.

Einnahme von Neurotop zusammen mit Nahrungsmitteln, Getränken und Alkohol

Sie sollten während der Behandlung mit Neurotop keinen Alkohol trinken, da es dadurch zu einer Wirkungsverstärkung und zu vermehrten Nebenwirkungen von Neurotop kommen kann.

Auch Grapefruitsaft kann die Konzentration von Carbamazepin im Blut (und damit Wirkungen und Nebenwirkungen) erhöhen und sollte daher während der Behandlung mit Neurotop vermieden werden.

Welche Nebenwirkungen sind möglich?

Wie alle Arzneimittel kann auch dieses Arzneimittel Nebenwirkungen haben, die aber nicht bei jedem auftreten müssen.

Nebenwirkungen sind nach Körpersystemen und nach ihrer Häufigkeit geordnet:

„sehr häufig“: mehr als einer von 10 Patienten

„häufig“: weniger als 1 von 10, aber mehr als 1 von 100 Patienten „gelegentlich“: weniger als 1 von 100, aber mehr als 1 von 1000 Patienten „selten“: weniger als 1 von 1000, aber mehr als 1 von 10.000 Patienten „sehr selten“: weniger als 1 von 10.000 Patienten

„Häufigkeit nicht bekannt“: Häufigkeit auf Grundlage der verfügbaren Daten nicht abschätzbar

Vor allem zu Beginn der Behandlung können Nebenwirkungen wie Schwindel, Kopf- schmerzen, unkoordinierte Bewegungen, Benommenheit, Erschöpfung, Doppeltsehen, Übelkeit und Erbrechen sowie allergische Hautreaktionen auftreten. Diese treten früh in der Behandlung auf und lassen gewöhnlich nach einigen Tagen der Behandlung nach. Daher soll die Behandlung mit niedriger Dosierung begonnen werden, die dann allmählich gesteigert wird.

Wenn diese Nebenwirkungen länger als einige Tage anhalten, informieren Sie bitte Ihren Arzt oder Apotheker.

Blut und Lymphsystem:

  • Sehr häufig: Mangel an weißen Blutkörperchen.
  • Häufig: Mangel an Blutplättchen, Vermehrung von eosinophilen Blutzellen (bestimmte Form der weißen Blutkörperchen).
  • Selten: Vermehrung der weißen Blutkörperchen, Lymphknotenveränderungen, Folsäuremangel.
  • Sehr selten: schwere Störungen der Blutbildung, z.B. Verminderung aller weißen Blutkörperchen (Agranulozytose), die mit schweren bakteriellen Infektionen mit Fieber, Schüttelfrost und Schleimhautgeschwüren einhergehen kann, Blutarmut (Anämie in verschiedenen Formen; kann zu Blässe, Schwäche und Kurzatmigkeit führen) oder starke Verminderung aller Blutzellen (Panzytopenie).

Immunsystem:

  • Selten: Überempfindlichkeitsreaktionen mit Fieber, Hautausschlägen, Gefäßentzündung, Lymphknotenschwellung, Gelenkschmerzen, Verminderung der weißen Blutkörperchen, Vermehrung von eosinophilen Blutzellen (bestimmte Form der weißen Blutkörperchen), Vergrößerung von Leber und Milz, veränderte Leberwerte und Syndrom der verschwindenden Gallenwege (Zerstörung und Verschwinden der intrahepatischen Gallenwege) in verschiedenen Kombinationen. Andere Organe wie Lunge, Niere, Bauchspeicheldrüse, Herzmuskel und/oder Dickdarm können ebenfalls betroffen sein.
  • Sehr selten: Eine akute allergische Allgemeinreaktion und Hirnhautentzündung mit Muskelzuckungen und Vermehrung bestimmter weißer Blutkörperchen wurde beobachtet.

Endokrine Erkrankungen:

  • Häufig: Wasseransammlung im Gewebe (Ödeme), verringerte Flüssigkeitsausscheidung, Hyponatriämie (verminderter Natriumgehalt im Blut), verringerte Blutosmolalität, die in Einzelfällen zu einer Wasserintoxikation führt, begleitet von Lethargie, Erbrechen, Kopfschmerz, geistiger Verwirrung, neurologischen Auffälligkeiten.
  • Sehr selten: erhöhte Cholesterin- (einschließlich HDL-Cholesterin) und Triglyceridwerte.

Neurotop kann den Kalziumspiegel im Blut senken, dies kann zu

Knochenerweichung/Knochenbrüchigkeit führen.

Unter Anwendung von Neurotop kann es zu veränderten Schilddrüsenwerten kommen.

Neurotop kann die Konzentration von Folsäure und Vitamin B12 im Blut herabsetzen und die Konzentration von Homozystein (eine sogenannte Aminosäure des normalen Körperstoffwechsels) erhöhen.

Neurotop kann zu einer Erhöhung der Prolaktinkonzentration im Blut führen (Prolaktin ist ein Hormon, das u.a. den Milchfluss anregt bzw. bei Männern eine Vergrößerung der Brustdrüse zur Folge haben kann).

Stoffwechsel:

Sehr selten: Verschiedene Formen der Porphyrie (einer zu Leberschäden führenden Stoffwechselstörung, einhergehend mit Leberfunktionsstörung, Bauchschmerzen, Koliken, neurologischen Störungen).

Psychiatrische Erkrankungen:

  • Selten: Wahnvorstellungen, Depression, aggressives Verhalten, Appetitlosigkeit, Unruhe, Rastlosigkeit, Getriebenheit, Verwirrtheit.
  • Sehr selten: Unter der Behandlung mit Neurotop können unterschwellige, d.h. bislang nicht aufgetretene psychische Erkrankungen aktiviert werden.

Nervensystem:

  • Sehr häufig: Schwindel, Gang- und Bewegungsstörungen, Schläfrigkeit.
  • Häufig: Kopfschmerzen.
  • Gelegentlich: unwillkürliche Bewegungen wie Zittern, Muskelzucken oder Tics, Augenzittern.
  • Selten: Bewegungsstörungen wie etwa unwillkürliche Bewegungen im Mund-Gesichts- Bereich, wie Grimassieren, Störungen der Augenbewegungen, Sprechstörungen und verschraubte Bewegungen, Nervenerkrankung, Fehlempfindungen an Armen und Beinen, Lähmungserscheinungen.
  • Sehr selten: Geschmacksstörungen, malignes neuroleptisches Syndrom (eine Bewusstseins- und Kreislaufstörung, verbunden mit hohem Fieber, Steifheit).

Neurotop kann zu einer Verschlechterung der Symptome bei Multipler Sklerose führen.

Augen:

  • Gelegentlich: vorübergehende Sehstörungen wie Akkommodationsstörungen (Nah- und Fernanpassung), Doppeltsehen.
  • Sehr selten: Linsentrübung, Bindehautentzündung, Erkrankung der Netzhaut, erhöhter Augeninnendruck.

Ohr (einschließlich Innenohr):

Sehr selten: Hörstörungen, z.B. Tinnitus (Ohrgeräusche), Veränderung des Hörempfindens oder der Tonwahrnehmung.

Herz, Blutgefäße:

  • Selten: Überleitungsstörungen (in Verbindung mit möglichen Herzrhythmusstörungen), erhöhter oder erniedrigter Blutdruck.
  • Sehr selten: Bradykardie (Verlangsamung des Herzschlags), Störungen des Herzrhythmus, in Einzelfällen in Verbindung mit Ohnmachtsanfällen sowie erhöhtem oder erniedrigtem Blutdruck. Verschlechterung einer bestehenden koronaren Herzkrankheit (Erkrankung im Bereich der Herzkranzgefäße), insbesondere bei älteren Patienten oder Patienten mit bekannten Herzfunktionsstörungen.

In hoher Dosierung kann Neurotop zu einem Abfall des Blutdrucks führen. Über Venenentzündung und Blutgerinnsel (z.B. in der Lunge) wurde berichtet.

Atemwege:

Sehr selten: Überempfindlichkeitsreaktionen der Lungen mit Fieber, Atemnot, Lungenentzündung.

Magen-Darm-Trakt:

  • Sehr häufig: Übelkeit und Erbrechen.
  • Häufig: Appetitlosigkeit, Mundtrockenheit.
  • Gelegentlich: Durchfall, Verstopfung.
  • Selten: Bauchschmerzen.
  • Sehr selten: Stomatitis, Gingivitis, Glossitis (Schleimhautentzündungen im Mund- und Rachenbereich), Pankreatitis (Entzündung der Bauchspeicheldrüse).

Leber, Galle:

  • Sehr häufig: Veränderung bestimmter Leberwerte (erhöhtes Gamma-GT).
  • Häufig: Veränderung bestimmter Leberwerte (Erhöhung der alkalischen Phosphatase).
  • Gelegentlich: Erhöhung bestimmter Leberwerte (Transaminasen).
  • Selten: Hepatitis (verschiedene Formen der Leberentzündung), Gelbsucht, Syndrom der verschwindenden Gallenwege.
  • Sehr selten: bestimmte Formen der Leberentzündung (granulomatöse Hepatitis) und Leberversagen.

Haut:

  • Sehr häufig: allergische Hautentzündung, Nesselausschlag (manchmal in schwerer Form).
  • Gelegentlich: Hautentzündung mit Hautabschälung und großflächige entzündliche Rötung der Haut.
  • Selten: Autoimmunerkrankung mit Gefäßentzündung (systemischer Lupus erythematodes), Juckreiz.
  • Sehr selten wurde von lebensbedrohlichen Hautausschlägen (Stevens-Johnson- Syndrom, toxische epidermale Nekrolyse) berichtet (siehe Abschnitt 2). Änderungen in der Pigmentierung, Akne, Schwitzen, großblättrige, schuppenförmige Hautentzündung, blasige Ablösung der Haut, Lichtempfindlichkeit, Hautrötungen mit scheiben- oder knotenförmigen Veränderungen und Einblutungen, kleinfleckige

Hautblutungen, Haarausfall, vermehrte Behaarung vom männlichen Typ bei Frauen, plötzlich am ganzen Körper auftretende Eiterbläschen.

Muskulatur, Bindegewebe und Knochen:

  • Selten: Muskelschwäche.
  • Sehr selten: Gelenkschmerzen, Muskelschmerzen oder -krämpfe.

Es gibt Berichte von Knochenerkrankungen, wie Ausdünnung des Knochens (Osteopenie und Osteoporose) und Knochenbrüche (Frakturen). Fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker bei Langzeitbehandlung mit Antiepileptika, einer Vorgeschichte mit Osteoporose oder wenn Sie Steroide einnehmen, um Rat.

Nieren und Harnwege:

Sehr selten: Störungen der Nieren, wie Blut oder Eiweißausscheidung im Harn, verminderte Harnausscheidung und weitere Beschwerden beim Harnlassen, Nierenversagen, Nierenentzündung, erhöhte Werte für Blutharnstoff-Stickstoff (BUN).

Geschlechtsorgane und Brustdrüse:

  • Sehr selten: sexuelle Funktionsstörungen wie Impotenz, verminderte Libido, verminderte Fruchtbarkeit des Mannes, u.U. mit Störungen der Samenbildung (verminderter Anzahl und/oder Beweglichkeit der Spermien).

Neurotop kann zu einer Erhöhung des Prolaktins im Blut führen (Prolaktin ist ein Hormon, das u.a. den Milchfluss anregt bzw. bei Männern eine Vergrößerung der Brustdrüse zur Folge haben kann).

Untersuchungen:

Sehr selten: Hypogammaglobulinämie (Verminderung von Antikörpern im Blut).

Meldung von Nebenwirkungen

Wenn Sie Nebenwirkungen bemerken, wenden Sie sich an Ihren Arzt oder Apotheker. Dies gilt auch für Nebenwirkungen, die nicht in dieser Packungsbeilage angegeben sind.

Sie können Nebenwirkungen auch direkt anzeigen (siehe Angaben weiter unten). Indem Sie Nebenwirkungen melden, können Sie dazu beitragen, dass mehr Informationen über die Sicherheit dieses Arzneimittels zur Verfügung gestellt werden.

Bundesamt für Sicherheit im Gesundheitswesen Traisengasse 5

1200 WIEN ÖSTERREICH

Fax: + 43 (0) 50 555 36207

Website: http://www.basg.gv.at/

 

Wie soll es aufbewahrt werden?

Nicht über 25°C lagern.

In der Originalverpackung aufbewahren, um den Inhalt vor Licht zu schützen.

Bewahren Sie dieses Arzneimittel für Kinder unzugänglich auf.

Sie dürfen dieses Arzneimittel nach dem auf dem Umkarton angegebenen Verfalldatum nicht mehr verwenden. Das Verfalldatum bezieht sich auf den letzten Tag des angegebenen Monats.

 

Weitere Informationen

Was Neurotop enthält

  • Der Wirkstoff ist Carbamazepin. 1 Retard-Tablette enthält 300 mg Carbamazepin.
  • Die sonstigen Bestandteile sind: Ammoniummethacrylat-Copolymer (Typ B), Methacrylsäure-Ethylacrylat-Copolymer (1:1) Dispersion 30 %, hochdisperses Silicium- dioxid, Magnesiumstearat, Talcum, Natriumcarboxymethylstärke, mikrokristalline Cellulose

Wie Neurotop aussieht und Inhalt der Packung

Weiße, flache Tabletten mit Facettenrand und Kreuzbruchkerbe. Die Tablette kann in gleiche Dosen geteilt werden.

Packungsgrößen: Blisterpackung mit 50 und 100 Stück

Pharmazeutischer Unternehmer und Hersteller

G.L. Pharma GmbH, 8502 Lannach

Z.Nr.: 1-18147

Diese Packungsbeilage wurde zuletzt überarbeitet im März 2014.

Die folgenden Informationen sind für medizinisches Fachpersonal bestimmt: Symptome einer Überdosierung

  • Zentralnervensystem: ZNS-Depression, Verwirrtheit, Benommenheit, Unruhe, Halluzinationen, Koma; verschwommenes Sehen, verwaschene Sprache, Dysarthrie, Nystagmus, Tremor, Ataxie, Dyskinesie, initial Hyperreflexie, später Hyporeflexie; Konvulsionen, psychomotorische Störungen, Myoklonie, Hypothermie und Mydriasis.
  • Herz/Kreislaufsystem: Tachykardie, Blutdruckschwankungen (Hypotonie und manchmal Hypertonie), kardiale Arrhythmien, Überleitungsstörungen mit Verbreiterung des QRS- Komplexes; Synkope.
  • Atmungssystem: Atemdepression, Lungenödem.
  • Gastrointestinale Symptome: Erbrechen, verzögerte gastrische Entleerung, eingeschränkte Darmmotilität.
  • Nierenfunktion: Harnretention, Oligurie oder Anurie; Flüssigkeitsretention, Wasserintoxikation wegen des ADH-ähnlichen Effekts von Carbamazepin.
  • Laborbefunde: Hyponatriämie, möglicherweise metabolische Azidose, möglicherweise Hyperglykämie, erhöhte Werte der Muskel-Kreatinin-Phosphokinase.

Therapie einer Überdosierung

Es gibt kein spezifisches Antidot bei Carbamazepin-Überdosierung.

Die Behandlung der Symptome infolge einer Überdosierung variiert entsprechend dem Zustand des Patienten. Dies schließt die Überweisung in ein Krankenhaus und die Messung der Plasmakonzentration zur Bestätigung einer Carbamazepin-Vergiftung und zur Bestimmung des Ausmaßes der Überdosierung ein. Eventuell kann eine Magenspülung möglichst rasch nach Ingestion mit Verabreichung von Aktivkohle durchgeführt werden. Eine verzögerte Magenentleerung kann zu einer verzögerten Resorption und damit zu einem Rückfall während der Erholungsphase führen.

Unterstützende ärztliche Behandlung in einer Intensiv-Abteilung mit kardialer Überwachung und sorgfältiger Korrektur des Elektrolythaushaltes kann angezeigt sein.

Besondere Empfehlungen

  • Hypotonie: Verabreichung von Dopamin oder Dobutamin i.v.
  • Störungen des Herzrhythmus: individuelle Behandlung.
  • Konvulsionen: Verabreichung von Benzodiazepinen (z.B. Diazepam) oder anderen Antikonvulsiva, z.B. Phenobarbital (nur unter Vorsicht wegen der Gefahr einer zusätzlichen Verstärkung der Atemdepression) oder Paraldehyd.
  • Hyponatriämie (Wasserintoxikation): Flüssigkeitseinschränkung und langsame, vorsichtige NaCl 0,9 %-Infusion i.v. - diese Maßnahmen können zur Vorbeugung einer Hirnschädigung nützlich sein.
  • Eine Aktivkohle-Hämoperfusion erwies sich als empfehlenswert.
  • Verstärkte Diurese, Hämodialyse und Peritonealdialyse wurden aufgrund der hohen Proteinbindung von Carbamazepin als nicht wirksam beurteilt.
  • Mit einem etwaigen Rückfall bzw. einer Verschlechterung der Symptomatik am 2. und 3. Tag nach Überdosierung muss infolge einer verzögerten Resorption gerechnet werden.

Zuletzt aktualisiert: 22.02.2021