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Burnout

Grundlagen

Beschreibung „Burnout“ ist ein englischer Begriff und bedeutet übersetzt ausgebrannt, völlig erschöpft. Davon können sowohl Manager, Krankenschwestern als auch Alleinerziehende betroffen sein. Sogar Senioren, Hausfrauen oder Personen ohne Anstellung können ihre Energiereserven verbrauchen. Eine klare Definition von Burnout gibt es bislang nicht, deswegen ist die genaue Zahl der Betroffenen noch unklar.

Das Burnout-Syndrom wird als völlige körperliche, geistige und emotionale Erschöpfung beschrieben. Hinzu kommen Unruhe, Anspannung, fehlen von Motivation, Leistungsabfall und psychosomatische Beschwerden.

Meist folgt diese Symptomatik auf eine starke Frustration, deren Ursache häufig im Beruf liegt. Gründe dafür sind Überforderung, mangelnde Anerkennung (Lob, Aufstiegschancen, Gehaltserhöhung) oder bürokratische Hürden, die das Erreichen persönlicher Ziele erschweren.

Ebenfalls frustrierend kann es sein, ein Lebensziel nicht zu erreichen oder es doch zu schaffen, aber nicht die erwartete Zufriedenheit zu verspüren.

Erstmalig wurde Burnout in Sozialberufen (Heil- und Pflegeberufe, ehrenamtliche Arbeiter) beschrieben. Der Idealismus der meisten Personen in dieser Berufsgruppe und das ständige Arbeiten an der emotionalen und körperlichen Belastungsgrenze mit einem geringen Maß an Anerkennung, lässt sie ausbrennen.

Heute ist man sich einig, dass Burnout alle Berufsgruppen und auch Senioren oder Arbeitslose betreffen kann. Dem Burnout muss dabei nicht zwingend das „Burn“ also Brennen im Sinne einem übertriebenen Engagements vorausgehen, es kann auch durch Mobbing ausgelöst werden.

 

Phasen

Forscher unterteilen Burnout in verschiedene (meist nacheinander auftretende) Phasen. Das nachfolgende Modell bezieht sich auf den Experten Prof. Martin Burisch (Universität Hamburg).

 

Phase 1: Überforderung, Überengagement

Durch idealistisches, überzogenes Engagement stürzen sich „brennende“ Personen auf ein Vorhaben. Zu diesem Zeitpunkt lässt sich Burnout nur sehr selten prognostizieren. Sobald die erhoffte Anerkennung (Belohnung, beruflicher Aufstieg) über einen längeren Zeitpunkt der Erwartung hinterherhinkt, beginnt das eigentliche Burnout-Syndrom.

Der Druck, unter dem Betroffene leiden, kann auch extern motiviert sein. Es folgen Erschöpfung, Frustration und Irritation. Der Körper reagiert ebenfalls auf die Überbeanspruchung. Kopf- und Magenschmerzen sowie Schlafstörungen sind die Folge.

 

Phase 2: Reduziertes Engagement

Typisches Merkmal des Burnout-Syndroms ist eine starke Frustration. Erkrankte müssen akzeptieren, dass das gesteckte Ziel nicht erreicht wird. Der vorangegangene Idealismus verblasst und das Engagement sinkt.

Da viel Zeit und Fleiß in die Zielsetzung investiert wurde, werden Ansprüche stark angehoben. Betroffene fühlen sich ausgebeutet und mit zu wenig Wertschätzung behandelt.

Gleichzeitig findet eine innere Kündigung statt. Von diesem Punkt an, wird nur noch das Notwendigste getan und selbst dabei großzügige Pausen eingehalten, Fehler häufen sich. Bei manchen greift diese Haltung auch auf die Freizeit über, andere blühen dagegen auf sobald sie ihren Arbeitsplatz verlassen.

Burnout-Betroffene distanzieren sich von ihrem sozialen Umfeld. Mitgefühl und Anteilnahme (Empathie) weichen emotionaler Kälte, auch Zynismus ist nicht selten. Das normalerweise positive Empfinden gegenüber Mitmenschen (Arbeitskollegen, Freunde, Familie) nimmt ab.

 

Phase 3: Depression, Aggression und Schuldzuweisung

Für das persönliche Scheitern muss nun ein Schuldiger gefunden werden. Es kann die Erkrankten selbst, aber auch Personen aus dem Umfeld treffen.

Wenn die Schuld bei sich selbst gesucht und gefunden wird, droht eine Depression. Gefühle von Versagen, Unfähigkeit, Ohnmacht und Hilflosigkeit nehmen Überhand und lassen jegliches Selbstwertgefühl schwinden.

Charakteristische Symptome einer Depression (Nervosität, Leere, Pessimismus, Angst, sogar Suizidgedanken) werden bemerkbar.

Ein anderes Bild zeigt sich, wenn die Schuld bei Kollegen oder „dem System“ gefunden wird. Der eigene Anteil am Scheitern wird geleugnet, Aggressionen machen sich breit. Es kommt zu zahlreichen Konflikten mit Mitmenschen, gegen die sich der ganze Zorn richtet. Betroffene sind launisch, ständig gereizt und fühlen sich sehr schnell angegriffen.

 

Phase 4: Abbau und schwindende Leistungsfähigkeit

Flüchtigkeitsfehler nehmen zu, Termine werden vergessen. Entscheidungsschwierigkeiten, fehlende Kreativität und ein Unvermögen, komplexe Problemstellungen zu bewältigen, sind die Folge der dauernden Anspannung.

Beruflich wird nach dem Leitsatz „Dienst nach Vorschrift“ gearbeitet. Initiative, Motivation und Produktivität nehmen stetig ab.

Auch die geistige Haltung verändert sich allmählich. „Schubladen-„ und „Schwarz-Weiß-Denken“ setzen ein, Veränderungen und Bruch mit Routine werden abgelehnt, da es einen Mehraufwand an Energie benötigen würde.

 

Phase 5: Desinteresse, Verflachung

Betroffene ziehen sich wegen der sinkenden Leistungsfähigkeit auch emotional zurück. Gleichgültigkeit und Langeweile nehmen zu. Hobbies, Familie und Freunde werden auf ein Mindestmaß reduziert, Einsamkeit macht sich breit.

 

Phase 6: Verzweiflung

In der letzten Phase herrscht eine komplette Verzweiflung vor. Der Sinn und Wert des Lebens wird in Frage gestellt, Suizidgedanken häufen sich und werden teilweise auch in die Tat umgesetzt.

 

Ursachen

Burnout wird von inneren (persönlichen) und äußeren (Umwelt) Faktoren beeinflusst.

Abhängig von der Persönlichkeit und der Fähigkeiten im Umgang mit Hindernissen und Druck ist das Risiko für dieses Syndrom von Mensch zu Mensch unterschiedlich.

Es können aber auch einzelne Situationen derart belastend und ausweglos sein, dass sie nur von sehr wenigen durchgestanden werden können, ohne Spuren zu hinterlassen. Experten bezeichnen das als „Wearout“ (englisch für Verschleiß) oder passives Burnout.

Die Ursachen sind genauso variabel wie die Betroffenen. Da jede Lebenssituation unterschiedlich ist, lassen sich Entstehungsfaktoren nur grob in innere und äußere unterteilen.

 

Innere Faktoren

Es wird in zwei Typen von Menschen unterteilt. Beide verbindet das ausgeprägte Streben nach Anerkennung.

Typ 1: Personen mit geringem Selbstbewusstsein. Sie sind überempfindlich, angepasst, passiv und sehr liebesbedürftig.

Typ 2: Sehr dynamische, zielstrebige und ehrgeizige Menschen mit einem hohen Maß an Idealismus und Engagement.

Hinzu kommen weitere Risikofaktoren:

  • Selbstbild baut auf die erfolgreiche Ausübung einer einzigen Rolle (z.B erfolgreiche Manager) auf
  • Sinnhaftigkeit des eigenen Handelns wird in Frage gestellt
  • unrealistisch hohe Ziele, ungleiche Relation zwischen benötigtem Aufwand und Outcome
  • Ziele werden entsprechend der Erwartungen anderer gesetzt
  • hohe Erwartungen an die Anerkennung nach Zielerreichung
  • fehlendes Gespür und Akzeptanz von eigenen Schwächen, Hilflosigkeit
  • Unvermögen, Nein zu sagen (zu anderen oder dem eigenen Streben nach Perfektion)
  • Zielerreichung um jeden Preis, da man selbst oder das Vorhaben außergewöhnlich ist und alle Mittel rechtfertigt

 

Äußere Faktoren

Burnout beginnt häufig mit einer einschneidenden Änderung der Lebenssituation (Studienbeginn, Berufseinstieg, Jobwechsel). Durch solche Veränderungen wird das Selbstbild erschüttert und in Frage gestellt. Erwartungen können enttäuscht und Lebensziele zerstört werden.

Im Gegensatz dazu, kann auch die Enttäuschung einer Erwartung Burnout auslösen (ausbleibende Beförderung).  

  • Überlastung am Arbeitsplatz
  • zu geringe Kontrolle
  • zu geringe Autonomie
  • Ausbleiben von Erfolg und Anerkennung
  • Ungerechtigkeit
  • bürokratische Hürden
  • nicht zufriedenstellende Belohnungen  
  • eigene Werte und Überzeugungen widersprechen Anforderungen
  • mangelnde soziale Unterstützung
  • ungelöste Konflikte am Arbeitsplatz

Innere Haltung und Empfinden der Situation haben einen größeren Einfluss auf die Entstehung von Burnout als die tatsächliche Belastung. Werden Input und Outcome bzw. Positives und Negatives als zumindest annähernd gleichwertig empfunden, können hohe Anforderungen auch über längere Zeit durchgehalten werden.