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Besteht ein Zusammenhang zwischen Herzflimmern und Alkoholkonsum?

Bereits in niedrigen Mengen könnte ein alkoholisches Getränk das Risiko auf Vorhofflimmern erhöhen. Während allein im deutschen Raum rund 300.000 Menschen die Herzrhythmusstörung aufweisen, bemerken jedoch etwa 70% der Patienten diese Attacken nicht. Eine unlängst publizierte Studie hat nun einen möglichen Zusammenhang zwischen dem Konsum von Alkohol und Vorhofflimmern untersucht.

Vorhofflimmern erklärt:

Um Blut durch den Körper zu pumpen, schlägt unser menschliches Herz ungefähr 60 bis 100 Mal in der Minute. Dabei zieht sich das Herz immer wieder zusammen (d.h. Kontraktion). Diese Kontraktionen werden von einer sogenannten Erregungsleitung, also spezielle Herzzellen, angetrieben. Die Zellen leiten elektrische Signale in einer bestimmten Reihenfolge an die menschlichen Herzkammern weiter und bewirken so ein regelmäßiges Intervall. Genau dieser Ablauf der Erregungsleitung ist bei Vorhofflimmern gestört, da die elektrischen Signale nicht richtig weitergeleitet werden können, sondern lediglich in den Vorhöfen verweilen. Aufgrund dieser unvollständigen Kontraktion können die Herzkammern das Blut nicht effektiv weiterpumpen. Dabei nimmt die Blutmenge, die pro Herzschlag in die einzelnen Blutgefäße transportiert wird, durchschnittlich um 15% ab.

Diese Herzrhythmusstörung ist nicht direkt lebensbedrohlich, kann jedoch unbehandelt zu schweren Folgen wie Schlaganfälle oder Herzschwäche führen. Mögliche Ursachen könnten unter Anderem Hoher Blutdruck, Alter, Koronare Herzkrankheit, Diabetes oder Schilddrüsenüberfunktion sein. In manchen Fällen kann Vorhofflimmern sogar ohne direkt ersichtlichen Grund bei Patienten mit gesundem Herz auftreten. Auch übermäßiger Konsum von Alkohol könnte möglicherweise eine Korrelation zur Ursache für die Herzrhythmusstörung aufweisen. Diese Wechselbeziehung hat die im Januar 2021 publizierte Studie nun untersucht. 

Studiendurchführung und Methode:

Die in der Fachzeitschrift European Heart Journal veröffentlichte Studie umfasst fünft Kohorten mit 107.845 Personen aus Dänemark, Finnland, Italien, Norwegen und Schweden. Zu Studienbeginn wurden die Teilnehmer, als sie zwischen 1982 und 2010 teilnahmen, medizinisch untersucht und gaben dabei Auskünfte über ihre Krankengeschichte, ihren Lebensstil (einschließlich Alkohol- und Tabakkonsum), ihre Beschäftigung und Bildungsniveau. Rund 93% der Teilnehmer hatten bei Studienbeginn keine Herzrhythmusstörung und das durchschnittliche Alter betrug 48 Jahre, wovon 48,3% männlich waren. 

Auswertung der Risikofaktoren mithilfe des MORGAM Projektes: 

Die Informationen zu den Risikofaktoren waren aus den Baseline-Besuchen, also zu Studienbeginn, verfügbar. Dabei wurden unter Anderem Daten zu Body Mass Index (kurz: BMI), Bluthochdruck, Diabetes, blutdrucksenkenden Medikamenten und Herzinfarkt-Vorgeschichte lokal gemessen. Die Ergebnisse wurden vom sogenannten MORGAM Project zentralisiert und ausgewertet. Dieses Projekt ist eine multinationale, von der EU-Kommission finanzierte Verbundstudie, welche die Beziehung zwischen Entwicklung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen, ihren klassischen und genetischen Risikofaktoren und Biomarkern (d.h. messbare Parameter biologischer Prozesse) untersucht. 

Der durchschnittliche Alkoholkonsum wurde in Gramm pro Tag bewertet und den Alkoholkonsum-Kategorien der WHO nach eingeteilt. Zur Berechnung der Alkoholmenge wurde angenommen, dass 120ml Wein, 330ml Bier oder 40ml Spirituose etwa 12g Ethanol enthielten. 

Erhöhte Resultate bei Alkoholkonsum:

Von allen Studienteilnehmern entwickelten während der Beobachtungszeit von 14 Jahren 5854 Personen ein Vorhofflimmern. Bei allen Arten von alkoholischen Getränken und sowohl bei Männern als auch Frauen waren die Zusammenhänge zwischen Alkoholkonsum und Risiko von Vorhofflimmern ähnlich. Das Risiko für die Herzrhythmusstörung war für Menschen, die nur ein alkoholisches Getränk pro Tag konsumierten im Vergleich zur Alkoholabstinenz um 16% erhöht. Die Forscher folgerten daher, dass sich ein erhöhtes Risiko mit zunehmendem Alkoholkonsum assoziieren lassen konnte. Bis zu zwei Getränke pro Tag ergaben ein Risikoanstieg um 28%, wobei mehr als vier Gläser Alkohol eine Erhöhung von bis zu 47% bedeutete. Eine Verknüpfung zeigte sich schon ab einem durchschnittlichen Alkoholkonsum von 3g pro Tag. Allerdings wurde für das Risiko einer chronischen Herzinsuffizienz ausgewertet, dass hier ein täglicher Konsum von 20g pro Tag, oder 1,6 Getränke, die niedrigsten Werte gezeigt hat. Menschen, die jedoch weniger oder mehr Alkohol zu sich nahmen, erkrankten folglich häufiger an einer chronischen Herzinsuffizienz. 

Bei ehemaligen Trinkern, Gelegenheitstrinkern und Personen mit Alkoholkonsum bis zu einem Getränk pro Tag wurde kein statistisch signifikanter Zusammenhang gefunden. Auch das Trinkmuster hat keine Signifikanz gezeigt. 

Limitation dieser Studie:

Zu den Einschränkungen der Studie gehört die Tatsache, dass die Studienteilnehmer die Art und Menge des von ihnen getrunkenen Alkohols angegeben haben und dies zu einer verfälschten Berichtserstattung führen kann. 

Außerdem ermöglichten die verfügbaren Informationen den Forschern nicht, die Auswirkungen von Alkoholexzessen zu untersuchen. Da Vorhofflimmern auch asymptomatisch vorkommen kann, ist es möglich, dass einige Episoden nicht berichtet wurden. 

Bemerkung: Da die Studie beobachtend war, kann sie nur einen Zusammenhang zwischen Alkoholkonsum und Vorhofflimmern zeigen und nicht, dass Alkohol Vorhofflimmern verursacht.

Jedoch stimmten die Ergebnisse dieser Untersuchung mit früheren Studien überein, denn in einer 2008 publizierten Studie über Frauengesundheit waren zwei Getränke am Tag mit einem signifikant erhöhten Risiko auf ein Vorhofflimmern verbunden. Auch eine im Jahr 2014 in der Zeitschrift Journal oft he American College of Cardiology veröffentlichte Metastudie ermittelte ein Risikoanstieg von 8 % pro tägliches Getränk. 

Fazit:

Im Gegensatz zu anderen Herz-Kreislauf-Erkrankungen war bereits ein geringer Alkoholkonsum von 1,2 Getränken pro Tag mit einem erhöhten Risiko von Vorhofflimmern verbunden. Angesichts der Ergebnisse der neuesten Studien, dass selbst ein geringer Alkoholkonsum ein Risiko birgt, könnte laut Studie eine Assoziation in diesen Zusammenhang existieren.