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Ischämische Herzkrankheit bei Männern doppelt so häufig

Nicht nur im deutschsprachigen Raum, sondern auch auf der ganzen Welt gilt die ischämische Herzkrankheit als häufigste Todesursache überhaupt. In der DACH-Region und anderen westlichen Ländern ist die erkrankungsbedingte Mortalität in der Population laut neuesten Untersuchungen bei beiden Geschlechtern seit drei Jahrzehnten rückläufig - dennoch ist sie bei Männern etwa doppelt so hoch.

 

Ischämische Herzkrankheit:

Die Ischämische Herzkrankheit, oder auch Koronare Herzkrankheit genannt, ist eine ernsthafte Erkrankung des Herzens, bei welcher es aufgrund verengter Herzkranzgefäße (d.h. Koronararterien) zu Durchblutungsstörungen des Herzmuskels kommt. Arteriosklerose, also eine Gefäßverkalkung, ist die Ursache für die Ischämische Herzkrankheit. Dabei lagern sich in den Innenwänden dieser Gefäße Blutfette, Thromben (d.h. Blutgerinnsel) und Bindegewebe ein und verringern den Durchmesser, wodurch der Blutfluss vereitelt wird. Eine solche Engstelle im Herzkranzgefäß kann zu Sauerstoffmangel (d.h. Ischämie) in Teilen des Herzens führen. Ein häufiges Symptom für eine Koronare Herzkrankheit (kurz: KHK) ist ein Gefühl von Enge im Brustbereich (d.h. Angina Pectoris), welches unter körperlicher Anstrengung zunimmt. Ein Myokardinfarkt (d.h. Herzinfarkt) oder ein plötzlicher Herztod (kurz: PHT) können durch die Erkrankung hervorgerufen werden.

Dabei erkranken Männer im Vergleich zu Frauen früher, sind signifikant häufiger betroffen und zeigen infolgedessen eine höhere krankheitsbezogene Mortalitätsrate auf.

 

Patientenauswertung:

Das vom Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung in der Bundesrepublik Deutschland veröffentlichte Informationsangebot „Versogungsatlas“ hat im August 2020 eine Untersuchung zur Entwicklung der Ischämischen Herzerkrankung in der vertragsärztlichen Versorgung Deutschlands durchgeführt. Dabei wurde die jährliche Diagnoseprävalenz (d.h. Krankheitshäufigkeit) auf Basis von vertragsärztlichen Abrechnungsdaten in den Jahren 2009 bis 2018 in ganz Deutschland als Morbiditätskennzahl (d.h. Verhältnis der Anzahl der Erkrankten zu derjenigen der gesamten Bevölkerung) bestimmt. Versicherte, die in mindestens zwei Quartalen eines Kalenderjahres eine Diagnose einer Ischämischen Herzerkrankung aufwiesen, galten als prävalent. Dadurch konnten allein im Jahr 2018 insgesamt über 4,4 Mio. Patienten der Studienpopulation und Entwicklung der Prävalenz eingeschlossen werden. Das mittlere Alter der Patienten war im Jahr 2009 auf 74 Jahre (bei Männern: 71 Jahre, Frauen 77 Jahre) ermittelt worden. 2018 stieg dieses auf 78 Jahre an (Männer bei 73 Jahre, Frauen bei 78 Jahre).

 

Differenz bei Frauen und Männern:

Während die altersstandardisierte Prävalenz bei Frauen im Verlauf der fast zehnjährigen Studie kontinuierlich von 4,5% im Jahr 2009 (4,2% im Jahr 2014) auf 3,9% im Jahr 2018 zurück ging, zeigte die Krankheitshäufigkeit bei Männern einen Anstieg von 8,0% im Jahr 2009 auf 8,2% im Jahr 2014 und einen Rückgang im Jahr 2018 auf 8,0%. In den zehn Beobachtungsjahren nahm die Prävalenz in ostdeutschen Bundesländern, welche zu Studienbeginn besonders hohe Werte aufwiesen, ab. Nichtsdestotrotz konnte auch 2018 eine höhere alters- und geschlechtsstandardisierte Krankheitshäufigkeit im Osten gegenüber den westlichen Gebieten Deutschlands gezeigt werden.

Das Niveau von einem Prozent Prävalenz übersteigt bei Männern erstmalig in der Altersgruppe 45-49 Jahren mit 2,2% und bei Frauen in der Gruppe 50-54 Jahren mit 1,6%.

 

Risikofaktoren und regionale Unterschiede:

Nebst genetischer Prädisposition sind besonders die Aspekte des eigenen Lebensstils wichtige Risikofaktoren für ein Auftreten einer Ischämischen Herzkrankheit. Beispiele hierfür wären: Rauchen, Bewegungsmangel, ungesunde Ernährung, Übergewicht und als Folge dessen Fettstoffwechselstörungen und Bluthochdruck. Laut Studie wird es für möglich gehalten, dass die geringere Krankheitshäufigkeit einer Koronaren Herzkrankheit für Frauen im Allgemeinen auf einen schützenden (bis zu den Wechseljahren andauernden) Effekt des Hormons Östrogen zurückzuführen sei.

Im Jahr 2018 zeigten sich Unterschiede in der regionalen Verteilung der Prävalenz. Während im Raum Baden-Württemberg 4,7% verzeichnet waren, hat Sachsen-Anhalt mit 10,8% den höchsten Wert aufweisen können.

 

Fazit:

Durch die starke Reduktion der alters- und geschlechtsstandardisierten Prävalenz im Osten von Deutschland kann man auf einen Rückgang der Erkrankungen in diesen (am stärksten betroffenen) Regionen schließen. Auch die unterschiedlichen Krankheitshäufigkeiten bei Frauen und Männern wären laut Studie eine mögliche Ausdrucksweise der unterschiedlichen geschlechtsspezifischen Entwicklungen der Erkrankungen und deren Vorhersage. Aufgrund dieser Tatsachen sollte auf Präventivmaßnahmen geachtet werden, um eine Ischämische Herzkrankheit vorbeugen zu können.