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Einfluss von fettarmer veganer Ernährung auf die Insulinsensitivität, Darmmikroben und den Lipidspiegel

Inmitten der globalen Pandemie ist es für immer mehr Menschen zum Zeitgeist geworden, die eigene Ernährung umzustellen, denn in deutschen Breitengraden haben sich laut Marketingagentur Mintel vegane Produkteinführungen in den letzten Jahren verdreifacht. Neue Studien bieten dazu eine Untersuchung in Bezug auf den Aspekt der medizinischen Gesundheit.

 

Definition "vegan":

Obwohl der Begriff in den letzten Jahren immer mehr an Popularität gewinnt, ist Veganismus wahrscheinlich vom Engländer Donald Watson geprägt worden, welcher 1944 die „Vegan Society“ gründete. Vegane Ernährung bezeichnet die Nahrungsaufnahme ohne tierische Produkte wie Fleisch, Eier, Milch oder sogar Honig. Sogenannte „Veganer“ essen dementsprechend nur pflanzliche Lebensmittel.

Während der Veganen Gesellschaft Österreich (VGÖ) nach rund 80.000 reine Veganer im Land leben, sind in Deutschland laut Allensbacher Markt- und Werbeträger-Analyse rund 1,16 Mio. Veganer beheimatet. Rund 222.000 Menschen ernähren sich in der Schweiz vegan.

 

Rahmen der Studie:

Die, in der Fachzeitschrift der American Medical Association publizierte, randomisierte klinische Studie wurde 16 Wochen lang zwischen Januar 2017 und Februar 2019 in Washington, DC (Vereinigte Staaten von Amerika) durchgeführt. Rund 8% (244) der 3115 Personen, die auf Flyer in Arztpraxen und Zeitungs- bzw. Radiowerbung geantwortet haben, erfüllten die Teilnehmerkriterien (25-75 Jahre alt, BMI (Body-Mass-Index) von 28 bis 40), nachdem sie einer zusätzlichen telefonischen Überprüfung unterzogen wurden.

Die Studienteilnehmer wurden im Verhältnis 1:1 randomisiert. Während die Studiengruppe (122 Teilnehmer) gebeten wurde, sich fettarm-vegan zu ernähren, sollte die Kontrollgruppe (122 Teilnehmer) während der Studienzeit keine Ernährungsumstellung vornehmen. 87% der TeilnehmerInnen war weiblich und das Durchschnittsalter betrug 54,4 Jahre.

 

Studiendurchführung und Ergebnisse:

Mithilfe einer kalibrierten Skala wurde zu Studienbeginn und am Ende das Körpergewicht der Teilnehmer untersucht. Die Körperzusammensetzung und das sogenannte Viszeralfett (auch intraabdominales Fett) wurden durch Dual-Röntgen-Absorptiometrie gemessen. Viszeralfett wird bei Vertebraten (Wirbeltieren) als in der freien Bauchhöhle eingelagerte Fett, welches die Organe umhüllt, bezeichnet. Die Insulinresistenz wurde mit der sogenannten Homöostasemodell-Bewertung der Insulinresistenz (kurz: HOMA) und dem vorhergesagten Insulinsensitivitätsindex (engl.: predicted insulin sensitivity index oder PREDIM) gemessen. Die thermische Wirkung von Lebensmitteln (d.h. Der Energieverbrauch, der bei der Verdauung, Speicherung und dem Transport aufgenommener Nahrung anfällt.) wurde durch indirekte Kalorimetrie, 3 Stunden nach einem „Standardfrühstück“(etwa: 720kcal), gemessen. In einer Untergruppe (44 Teilnehmer) wurden zusätzlich bestimmte Lipide (d.h. Fette) durch ein spezielles MRS-Verfahren (d.h. Magnetresonanzspektroskopie) bewertet.

In den 16 Wochen Studienzeit nahm das Körpergewicht in der Studiengruppe durchschnittlich um 5,9 kg ab. Die thermische Wirkung von Lebensmitteln stieg in der Interventionsgruppe um 14,1% und die Insulinresistenz verbesserte sich in beiden Bewertungsmodellen (-1,3 Punkte in HOMA und 0,9 Punkte in PREDIM). Während die Lipidwerte in der Studiengruppe signifikant sanken (34% bzw. 10% in Leber und Muskelzellen) und die Darmmikroben sich signifikant änderten, konnten in der Kontrollgruppe keine dieser verschiedenen Variablen eine bedeutende Änderung zeigen.

 

Konklusion und Relevanz:

Die Studie konkludierte, dass eine fettarme pflanzliche Ernährungsumstellung das Körpergewicht reduziert, indem die Energiezufuhr reduziert und der Stoffwechsel nach einer Mahlzeit (d.h. postprandial) erhöht wird. Außerdem sind diese Veränderungen mit einer Verringerung der Fette und Erhöhung der Insulinsensivität in Verbindung zu setzen (d.h. verminderte Insulinsensivität ist charakteristisch für Diabetes Typ-2).

Es ist nicht außer Acht zu lassen, dass eine Ernährungsumstellung mit Beratung eines Arztes verbunden werden sollte, vor allem bei Menschen, die einen erhöhten Nährstoffbedarf aufweisen, oder sich selbst im Wachstum befinden. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung rät diesen Gruppen von einer rein veganen Ernährung ab, da es schwierig ist, den Nährstoffbedarf ausschließlich über Pflanzliche Nahrungsmittel zu decken.